Er singt nicht, er steppt nicht, er steht nur an seinem Notebook und erzählt aus seinem Berufsalltag. Und trotzdem füllt er jeden Saal bis auf den letzten Stuhl, wenn er an fast jedem Abend irgendwo in Deutschland zu einem Vortrag einlädt. Die Rede ist von Dr. Mark Benecke, Deutschlands einzigem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für biologische Spuren.
Wenn er zu einem Vortrag lädt, dann redet er einen Abend lang über seltsame Morde, außergewöhnliche Spuren, Irrtümer am Tatort und über Experimente, die dabei helfen sollen, die Wahrheit herauszufinden. So hat das Team von Dr. Mark Benecke belegen können, dass es nicht möglich gewesen sein kann, dass Jesus durch die Handinnenflächen hindurch ans Kreuz genagelt wurde. Man habe das mit Leichen nachgestellt und der Nagel könnte an dieser Stelle das Gewicht des Körpers gar nicht halten.
Keine Frage: Wenn Benecke zum Mikrofon greift, dann kann es schon einmal „krass“ werden. Die Begleiterscheinungen des Todes werden ungeschönt, sachlich und oft genug in allen Einzelheiten ausgebereitet. Man sollte meinen, das sind Tatsachen, die nicht jeder hören möchte oder ertragen kann. Und dennoch ist sein Auditorium immer bestens gefüllt. Hier sitzen tätowierte Grufties neben Sekretärinnen, jungen Mädchen, der komplett angerückten Familie oder Polizisten, die sich noch einen Fortbildungsstempel abholen können.
Am 30. März war Dr. Mark Benecke zum ersten Mal in Falkensee, um seinen Vortrag „Fälle am Rande des Möglichen“ zu halten – einem „Fortgeschrittenen-Vortrag“, wie er selbst erklärt. Da ging es um Menschen, die nachts Blut schwitzen, um einen Mord mit mehreren Schüssen in einem Bordell und auch um die Frage, ob es den in der BILD-Zeitung beschriebenen „Busen-Mord“ geben kann, bei dem eine Frau ihren Mann mit ihren Brüsten erstickte. Wohlgemerkt mit den allerbesten Absichten bei allen Tötungsabsichten: „Ich wollte, dass er einen schönen Tod hat.“ Tatsächlich konnte auch hier Beneckes Team in Experimenten nachweisen, dass Frauen, wenn sie auf ihren liegenden Männern sitzen, sehr wohl dazu in der Lage sind, ihren Partner mit den Brüsten in die Ohnmacht zu treiben.
Falkensee scheint empfänglich für die morbide Thematik zu sein. Die Stadthalle war mit 800 Sitzplätzen schon Monate vor dem Termin restlos ausgebucht.
Bianka Abel (22): „Obwohl ich schon sehr lange ein großer Fan von Mark Benecke bin, war es meine erste Show und ich wurde absolut nicht enttäuscht. Es war ein wirklich interessanter Vortrag mit ungewöhnlichen Fällen, einer Menge Humor und einem mehr als sympathischen Benecke, der sich alle Zeit der Welt für seine Fans nimmt und vor der Show und in der Pause Selfies macht und Bücher signiert. Als an der Kriminalistik Interessierte hab ich definitiv etwas Neues gelernt – ich freue mich schon auf die nächste Show in Falkensee.“
Holger Kohl (42) hatte schon mehr Erfahrung: „Es war mein drittes Mal bei Mark Benecke. Ich war vorher schon in Potsdam und in Berlin mit dabei. Ich kenne ihn auch aus dem Radio, wo er Samstag vormittag immer zur Wissenschaftssendung zugeschaltet wird. Ich fand auch den Vortrag in Falkensee sehr unterhaltsam und kurzweilig. Es war eine gute Mischung aus dem Erzählen von Dingen, die in seinem Berufsleben passieren, und einem wissenschaftlichem Vortrag. Er redet allerdings sehr schnell und man muss gut und genau hinhören, aber das gehört bei ihm dazu.“
Der Vortrag in Falkensee begann um 20 Uhr und endete um 23:10 Uhr. Reichlich Zeit, um auf die Spurenebene der „Fälle am Rande des Möglichen“ hinunterzusteigen. Den Fans hat es sehr gut gefallen. (Text: CS / Foto oben: CS / Foto unten: Sonja Schröder)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).
Der Beitrag Dr. Mark Benecke in Falkensee: Der Busen-Mord erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.