Die Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung, kurz „BraLa“ genannt, gab sich zur 29. Neuauflage einen neuen Fokus. Ab sofort nutzt die BraLa nicht mehr den sonst stets gesetzten Vatertag als Startsignal zu einer viertägigen Ausstellung der landwirtschaftlichen Betriebe, sondern legt bereits deutlich vorher im Mai los. Auf diese Weise möchte die „kleine Grüne Woche im Freien“, wie Landrat Roger Lewandowski die BraLa gerne nennt, mehr Fachbesuchern die Anreise erlauben, zugleich aber auch den regionalen Schulklassen den Weg zur Ausstellung eröffnen.
Auf den ersten Blick war aber trotzden zunächst alles so wie immer. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke bretterte einmal mehr im riesigen Traktor in den Großen Ring des Areals im Erlebnispark Paaren, um die Ausstellung zu eröffnen. Er sagte: „Die BraLa erfindet sich neu – gut so. Unsere Landwirtschaft ist ein großer Wirtschaftsbereich, der aber zurzeit sehr stark unter dem Fachkräftemangel leidet. Wir wollen deswegen zeitnah junge Menschen an die Thematik heranführen und ihnen zeigen, wie Brandenburgs Landwirtschaft aufgestellt ist. Denn mehr als 40.000 Menschen im ländlichen Raum leben bei uns bereits von der Landwirtschaft. Dabei ist eine kritische Diskussion sehr erwünscht, auch, was den Wolf in Brandenburg oder den Pflanzenschutz anbelangt.“
Landrat Roger Lewandowksi freute sich, dass über 900 Schüler aus der Region (mit grünem Käppi auf dem Kopf) die Gelegenheit genutzt hatten, um sich zur Brala anzumelden und die Ausstellung zu besuchen. Mit der neuen „Schüler-BraLa“ gab es extra für sie auch viele Wissens-Angebote, bei denen die Kinder auf der mehrtägigen Veranstaltung (9. – 12. Mai, www.brala.eu) etwas lernen konnten. Lewandowski: „Für viele Schüler ist das oft gar nicht so klar, wie die Milch ins Glas kommt. Auf der BraLa können die Schüler mit den Bauern reden, die Tiere anschauen und die Technik unter die Lupe nehmen. Und in unserem Wissens-Campus nutzen wir gleich die Gelegenheit dazu, um bei der nächsten Generation für die Berufe in der Landwirtschaft zu werben. Hier auf der BraLa bekommt man eben Informationen aus erster Hand.“
Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands, war es in Zeiten, in der die Landwirtschaft immer wieder hart kritisiert wird, besonders wichtig, den Dialog anzuregen: „Die Gesellschaft diskutiert viele Themen aus der Lebensmittelherstellung kontrovers. Wir in der Brandenburgischen Landwirtschaft sind aber nicht das Problem, wir sind Teil der Lösung.“
Traditionell wurde auch die neue Milchkönigin auf der BraLa gekürt. Unter den wachsamen Augen von Antonia Martini als Havelländer Erntekönigin und von Katja Leppin als Brandenburger Erntekönigin erhielt Lina Kersten zum zweiten Mal die Schärpe als Brandenburgische Milchkönigin umgehängt. Die ausgebildete Tierwirtin aus Velten studiert in Neubrandenburg Agrarwissenschaften und wird nun ein weiteres Jahr lang Milchbotschafterin sein. Sie brachte auch gleich die gesamte Politikerriege vor Ort – darunter auch Schönwalde-Bürgermeister Bodo Oehme und Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger – dazu, ein Glas Milch auf Ex zu trinken.
Auf die zahlreichen Besucher der BraLa wartete einmal mehr ein umfangreiches Angebot. Über 200 Aussteller, Tierzüchter und Landwirte nutzen die Gelegenheit, um sich zu präsentieren. Die Besucher konnten sich in den Zelten und Stallungen Rinder, Schweine, Hühner, Kaninchen, Ziegen und Schafe aus der Nähe anschauen, gewaltige Maschinen und Fahrzeuge aus der Landwirtschaft bestaunen und an vielen Ständen Informationen einholen – etwa zu den Bienen, zum Artenschutz, zum Saatgut oder zur Forst- und Ernährungswirtschaft.
Michael Koch, Mitglied des Landtags und Bürgermeisterkandidat für Brieselang, fand es ausgesprochen gut, dass es die BraLa gibt – und dass sie sich jetzt auch den Schülern öffnet: „Ich finde es wichtig, dass die Kinder lernen, dass das Schnitzel nicht aus der Tiefkühltruhe kommt, sondern vom Tier. Denn Fakt ist, dass sich die Berliner ohne uns Brandenburger gar nicht mehr versorgen können. Zugleich zeigen unsere Landwirte auch, dass sie sehr wohl tiergerecht produzieren können.“
In der Brandenburghalle präsentierten sich der NABU, der Fischereiverband, die Landfrauen, die Imker, der Landesbetrieb Forst, der Deutsche Bauernverlag und der Geflügelwirtschaftsverband, um nur einige der Aussteller beim Namen zu nennen. Hier fanden auch regelmäßig Vorträge und Podiumsdiskussionen statt, so etwa auch zu brisanten Themen wie „Biber, Wolf, Kormoran und Co: Was taugt das Wildtiermanagement in Brandenburg?“
Sehr lohnend war auch wieder ein Besuch im Zelt mit den regionalen Erzeugern. Kleine Manufakturen und lokale Betriebe präsentierten sich vor Ort und luden zum Kosten ein. Auch Rafael Kugel von „Havelwasser“ war mit dabei und präsentierte seine Ribbeck-inspirierte Getränkepalette, bei der sich passend zum berühmten Fontane-Gedicht alles um die Birne dreht. Von der Birnen-Weinschorle über den Birnen-Kräuterschnaps bis hin zum Likör Eierbirnen reicht das süffige Angebot. Raffel Kugel: „Die Leute entdecken das regionale Handwerk wieder neu und sind zunehmend bereit dafür, für die hochwertigen Produkte kleiner lokaler Manufakturen auch einmal einen Euro mehr auszugeben.“
Wie sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke so schön: „Die BraLa darf aber immer ein wenig auch Fest bleiben.“ Viele Familien nutzen die BraLa nämlich auch als Ausflugsziel, da es hier für jedes Mitglied aus der Familie etwas zum Staunen gibt. Die Besucher freuten sich einmal mehr über das beliebte Riesenrad mit dem Höhenblick auf das ganze BraLa-Gelände, über das Brandenburger Dorf mit den zahlreichen Freßbuden, über Life-Musik und über spannende Mitmachaktionen für Groß und Klein. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).
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