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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: Once Upon A Time in Hollywood

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Quentin Tarantino legt als Regisseur seinen neunten Film vor – „Once Upon A Time… In Hollywood“. Er verfolgt das Leben von TV-Darsteller Rick Dalton (Leonardo DiCaprio), der im Jahr 1969 auf dem absteigenden Ast ist und mit seinem Schicksal hadert wie eine weinerliche Pussy. Ihm zur Seite steht sein Stuntdouble Cliff Booth (Brad Pitt), der die Welt deutlich fatalistischer sieht und seinem Star zunehmend auch als persönlicher Fahrer, Hausmeister und Mädchen für alles zur Seite steht.

Quantin Tarantino lässt sich zwei Stunden und 45 Minuten lang Zeit, um dem Leben der beiden zuzusehen – ohne, dass sich dabei eine typische Kinogeschichte entspinnt. Dass der Zuschauer ob der einfachen Aneinanderreihung von Szenen nicht das Interesse am Film verliert, liegt am magischen Sog, den dieses perfekt inszenierte Fenster in eine längst vergessene Zeit entfacht. Man schaut Rick Dalton und Cliff Booth zu gern zu, wie sie sich durch das Hollywood von damals bewegen.

Zahllose Cameos bekannter Schauspieler sorgen dabei für Abwechslung. So sind auch Tarrantino-Helden wie Kurt Russell wieder mit dabei – wenn auch immer nur kurz.

Die coolste Rolle seines Lebens hat hier sicher Brad Pitt ergattern können. Sein Cliff Booth hat die besten Auftritte im Film. Allein sein Aufeinandertreffen mit einem recht angeberisch inszenierten Bruce Lee ist an Coolness und Wow-Effekt kaum zu überbieten.

Dass „Once Upon A Time… In Hollywood“ noch eine ganz andere Komponente entwickelt, zeigt sich erst ganz allmählich. Neben Rick Dalton ziehen nämlich schon bald Regisseur Roman Polanski (Rafal Zawierucha) und seine Frau Sharon Tate (Margot Robbie) ein. Cliff Booth bekommt es außerdem immer häufiger mit schrägen Hippies zu tun. Und auch Charles Manson läuft frei in der Nachbarschaft herum.

Erst zum Ende des Film fügt sich plötzlich alles und macht aus der schrägem Hollywood-Retrospektive mit tausenden von Zitaten und Andeutungen zur damaligen Zeit einen krassen What-if-Film, der in einer Tarantino-üblichen Gewaltorgie eskaliert, die kein Zuschauer so erwartet hätte.

So gesehen ist „Once Upon A Time… In Hollywood“ sicherlich Tarantinos ambitioniertester, reifester und tiefgründigster Film. Er erwartet vom Zuschauer, dass er Geduld mitbringt, immer wieder unter die Oberfläche schaut und am Ende auch den Mut aufbringt, die wahre Historie neu zu interpretieren. Das ist zweifelsfall ein Film, den Tarantino-Freunde und Hollywood-Maniacs goutieren und sich sicherlich auch ein zweites Mal anschauen werden. (CS / Bild: Sony Pictures Entertainment)

Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 16 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ELeMaP8EPAA

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: Once Upon A Time in Hollywood erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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