Seit 1977, als der erste „Star Wars“ Film von George Lucas ins Kino kam, möchte jeder kleine Junge gern ein Jedi sein und gemeinsam mit dem Widerstand gegen das böse Imperium kämpfen. Alle großen Geschichten der Menschheit spiegeln sich im „Star-Wars“-Epos wieder: David gegen Goliath, der Kampf Gut gegen Böse, die ewige Auflehnung der Kinder gegen die Eltern.
Zusätzlich faszinieren die Filme mit einer bunten Reise in ferne Welten.
Die Skywalker-Saga hat über die Jahrzehnte genügend Kraft gehabt, um drei komplette Kino-Trilogien zu tragen. Mit „Star Wars 9 – Der Aufstieg Skywalkers“ geht nun alles zu Ende. Schluss, aus, Micky Maus, um im Disney-Jargon zu bleiben.
„Star Wars 9 – Der Aufstieg Skywalkers“ ist satte 142 Minuten lang – da sollte man doch wirklich etwas zu erzählen haben. Die Zuschauer erwarten nach so langer Zeit freilich das ganz, ganz große Drama. Und hoffen zugleich auf ein paar echte Überraschungen, die sie wirklich eiskalt erwischen und aus den Kinostühlen heben. Der ganz große Wurf muss her, um alle neun Filme in eine Klammer zu setzen und zugleich eine Überraschung zu präsentieren, mit denen der Zuschauer nicht gerechnet hat. Der große Hammer, der hinter der Floskel „Der Aufstieg Skywalkers“ steht, ist leider nur ein kleiner Spannungs-Pfennigschwärmer: Echt jetzt? Mehr ist Euch nicht eingefallen?
J.J. Abrams hat die Regie übernommen – und schockiert die Zuschauer mit einem erstaunlich blutarmen und trägen Finalfilm, der kaum etwas Neues zu erzählen weiß. Fast hat es den Anschein, als würde das komplette Drehbuch einfach aus diesem einen Satz bestehen: „Zeigt den Fan all das, was sie seit Jahrzehnten so sehr mögen, und kleistert die Lücken in der Geschichte mit bunten Bildern zu.“


142 Minuten sieht man also wieder ferne, bunte Welten, bekommt komische Aliens zu Gesicht, schaut den Rebellen in ihren armseligen, kleinen fliegenden Kisten zu und wartet darauf, dass die Standardbausteine der „Star Wars“-Saga auftauchen: Globale Bedrohung der ganzen Galaxis, dreckiges Lachen der Bösewichter, surrende Lichtschwerter-Kämpfe, heimliches Eindringen in das Riesenraumschiff der Bösen, heldenhaftes Auflehnen der Rebellen, geisterhafte Jedi-Tote und merkwürdige Artefakte.
Schaut man aber hinter diese bunte Kulisse, passiert eigentlich nicht wirklich etwas. Die 142 ziemlich trägen Minuten hätte man leicht auf eine Viertelstunde zusammenstreichen können. Im Grunde genommen hetzen sich die Guten und die Bösen hin und her und spielen Einkriege und Fangen. Dabei ist das Tempo so betulich, dass man immer mal wieder auf die Uhr schaut, um zu überprüfen, wie viele Minuten denn man noch vor sich hat. Hinzu kommen gewaltige Logiklöcher und immer wieder übertrieben pathetische Momente zum Fremdschämen, die sich wahrscheinlich vor allem an die Dreijährigen im Publikum wenden.
Persönlich befremdlich findet der Rezensent auch, dass die moderne Kinotechnik zu wenig genutzt wird. Nur die Bilder im All haben eine glasklare, epische Qualität, während die Szenen auf den Planeten seltsam matt, staubig und unscharf wirken. Da hätte man doch mit höchster Auflösung und superber Tricktechnik Details vom Feinsten schaffen können. Auch die Aliens in der zweiten Reihe sehen oft so aus, als hätte ein Praktikant sie eben aus einem großen Radiergummi geschnitzt.


Und die Kampfszenen wirken sehr, sehr schräg. Man schämt sich fast für die Bösen, dass sie nach all den Niederlagen noch immer zu blöd sind, gegen die miserabel ausgestatteten Rebellen auch nur einen einzigen Treffer zu landen. Aber das passt ja zum Anspruch, dass sich der ganze Film auf der Emotionalität eines Dreijährigen bewegt. Passiert etwas Wichtiges im Film, steht sogar ein Plastik-Alien am Rand und erklärt, was gleich passieren wird.
Leider funktionieren auch die Figuren nicht – von Rey und Kylo Ren einmal abgesehen. Weder Ex-Stormtrooper Finn noch Rebellenpilot Poe Dameron haben auch nur einen Funken Leben in sich. Zwar versucht man, beiden Figuren neues Leben einzuhauchen und wagt sogar Ausblicke in die Vergangenheit, die Figuren zünden nur nicht.
Zwei Sterne gibt es nur aus dem Grund, weil die Szenen zwischen Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) einmal mehr wirklich hervorragend sind. In diesen wenigen Minuten kommt wieder Leben in den Film. Leider viel zu kurz. Und wie so oft heißt es an dieser Stelle: 5 Dollar mehr für ein wirklich gutes Drehbuch mit einer echten Geschichte, und es wäre bestimmt ein guter Film entstanden. So ist der neunte „Star Wars“ nichts anderes als ein blutleeres Medley mit den Lieblingsszenen der Zuschauer aus den letzten acht Filmen. Schade. Da wird man mit den Filmen groß – und dann wird einem das befriedigende Ende versagt. „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ haben da noch ganz anders abgeliefert.
Der beste Star Wars Film der Neuzeit bleibt „Rogue One“. (CS / Bilder: Disney)
Tipp: 2 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=iMaNj9v2c34
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 166 (1/2020).






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