Uwe Feiler (54) stammt aus Spaatz im Havelland. Hier haben seine Eltern einen Spargelhof begründet, der zurzeit von seiner Frau geführt wird. Uwe Feiler sitzt seit vielen Jahren für die CDU im Bundestag und macht sich hier für die Belange des Havellandes stark. Anfang Dezember wurde er zum parlamentarischen Staatssekretär ernannt. Er tritt nun im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von Julia Klöckner die Nachfolge von Michael Stübgen an, der kürzlich als Innenminister von Brandenburg vereidigt wurde.
Ein Aufstieg mit Chancen in einem Umfeld, in dem eigene Erfahrungen aus der Landwirtschaft wichtiger sind denn je. Mit Uwe Feiler sprach Carsten Scheibe.
Es heißt, Angela Merkel habe Sie persönlich angerufen, um Sie zum parlamentarischen Staatssekretär zu befördern. Wie kann man sich so ein Telefonat vorstellen? War die Berufung überraschend?
Es war ein sehr freundliches, sehr angenehmes Telefonat. Wir haben über meine Erfahrung im landwirtschaftlichen Bereich und über meine bisherige politische Arbeit gesprochen. Auch die Tatsache, dass ich ein ostdeutsches Bundesland repräsentiere, war Frau Merkel sehr wichtig. Und dann hat sie mich gefragt, ob ich die Aufgabe übernehmen möchte. Es ist für mich eine große Ehre und ich bin glücklich, dass ich mich ausgerechnet im Landwirtschaftsministerium künftig einsetzen kann. So ganz aus heiterem Himmel kam der Anruf nicht, ich wusste bereits vorher, dass meine Personalie für den Posten im Gespräch ist. Jetzt freue ich mich auf die Arbeit!
Werden Sie Ihr Bundestagsmandat weiterhin ausüben?
Ja, selbstverständlich. Ich bin noch lange nicht fertig mit meiner Arbeit für das Havelland!
Die Bevölkerung wünscht sich echte Fachleute und Experten an den politischen Knotenpunkten. Sie werden für das Bundeslandwirtschaftsministerium von Julia Klöckner tätig sein. Wie sieht Ihr eigener landwirtschaftlicher Hintergrund aus? Und was genau wird Ihre Aufgabe als parlamentarischer Staatssekretär sein?
Anfang der 90iger Jahre habe ich, damals noch gemeinsam mit meinen Eltern, den landwirtschaftlichen Familienbetrieb meiner Großeltern übernommen. Den Hof bewirtschaftet meine Frau bis heute. Ich helfe fast täglich mit. Ich kenne die Arbeit, ich kenne die schönen Seiten der landwirtschaftlichen Tätigkeit, ich kenne die Probleme, mit denen die Landwirte kämpfen. Ich verstehe, wenn sich die Bauern über mangelndes Verständnis für ihre Arbeit beklagen.
Als parlamentarischer Staatssekretär werde ich unter anderem für die Entwicklung des ländlichen Raumes zuständig sein. Als Vertreter des Havellandes war dieses Anliegen schon immer essentiell für mich. Bisher habe ich im Finanz- und im EU-Ausschuss im Bundestag gearbeitet. Auch dort war ich der zuständige Berichterstatter für die Landwirtschaft sowie für den ländlichen Raum und die Fischerei. In den nächsten Monaten wird auf der europäischen Ebene über den sog. mehrjährigen Finanzrahmen, also den Rahmen für den EU-Haushalt der nächsten sieben Jahre, entschieden. Darunter wird über das Geld für die europäischen Landwirte verhandelt. Das war bereits von Anfang an meiner politischen Tätigkeit im Bundestag mein Thema und das wird es auch in meiner neuen Position bleiben. Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, ohne ausreichende finanzielle Unterstützung wird es nicht gehen, diese zu bewältigen.
Die Bauern demonstrierten jüngst mit einer Traktor-Sternfahrt gegen das geplante Agrarpaket. Wie ist Ihr Standpunkt, was die Nöte der Bauern und die Ansprüche einer neuen Umwelt- und Klimapolitik anbelangt?
Da verstehe ich die Bauern sehr gut, wenn sie beklagen, dass von ihnen immer mehr verlangt wird, beispielsweise die Erreichung gewisser Öko-Ziele, die Unterstützung jedoch gleichzeitig gekürzt wird. Das kann nicht sein.
Wir müssen entschieden gegen den Klimawandel vorgehen und das werden wir tun. Alle zusammen. Das heißt aber auch, dass man nicht erwarten kann, dass die Landwirte es für uns alleine erledigen. Dort wo es notwendig und möglich ist, werden wir entsprechende Maßnahmen in der Landwirtschaft veranlassen, aber die Maßnahmen dürfen die Bauern nicht einseitig belasten.
Übrigens nicht nur in Deutschland demonstrieren die Landwirte. Auch in Frankreich, den Niederlanden und in Dänemark protestieren sie gegen neue Umweltauflagen und für mehr Geld. Daran sieht man, wie bedeutsam die gemeinsame Europäische Agrarpolitik ist.
Die Bauern wünschen sich mehr Mitspracherecht bei wichtigen Gesetzen und Entscheidungen. Sollte man diesem Wunsch nicht entsprechen?
Ja, eine lösungsorientierte, praktikable und damit erfolgreiche Agrarpolitik kann nicht über die Köpfe der Landwirte hinweg gemacht werden. Deswegen begrüße ich sehr, dass die Bundesministerin gemeinsam mit der Bundeskanzlerin zahlreiche Vertreter der Landwirtschaft zu einem Gipfeltreffen am 2. Dezember eingeladen hat. Auch weitere Gespräche sind geplant, das ist unerlässlich.
Welche wichtigen Aufgaben wird das Bundeslandwirtschaftsministerium in den kommenden Jahren aufarbeiten müssen?
Die Zukunft der ländlichen Räume, die Digitalisierung, die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und in der Fischerei, der Schutz der Bauern vor unfairem Wettbewerb, die Entbürokratisierung – all das sind nur einige Beispiele. Es ist eine bedeutsame Zeit für die Landwirtschaft in Deutschland, aber auch global. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.
Werden Sie auch als parlamentarischer Staatssekretär etwas für Ihr Havelland tun können – oder müssen Sie nun globaler denken?
Ich trage seit sechs Jahren das Direktmandat für meinen Wahlkreis Oberhavel/Havelland II. Die Menschen haben mich gewählt, damit ich ihre Interessen repräsentiere, dessen bin ich mir stets bewusst. Ich werde mich weiterhin für ihre Anliegen einsetzen.
Die B96 und weitere Infrastrukturprojekte, die Beseitigung und Räumung von Kriegsaltlasten, die Daseinsvorsorge und die Digitalisierung im ländlichen Raum, die Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen, dafür arbeite ich weiter. Das ist den Bürgern im meinem Wahlkreis wichtig.
In meiner Tätigkeit als parlamentarischer Staatssekretär werde ich selbstverständlich die Landwirtschaft in ganz Deutschland vertreten. Es gibt in Deutschland keine wichtigeren Regionen und welche, die weniger wichtig sind. Es muss den verschiedenen Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland gerecht werden.
Aber ich finde, es ist nicht ohne Bedeutung, dass ich die Situation der ostdeutschen Bauern und die Probleme des ostdeutschen ländlichen Raumes besonders gut kenne. Ich werde mich für ein besseres Verständnis für diese Anliegen einsetzen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 166 (1/2020).
Der Beitrag Ein Mann rückt auf: Uwe Feiler ist parlamentarischer Staatssekretär! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.