Heiko Richter ist der Veranstaltungsmanager der Falkenseer Stadthalle. Er koordiniert alle Events, die vor Ort stattfinden – und stellt auch noch viele eigene Konzerte auf die Beine. Vom Veranstaltungsverbot in Corona-Zeiten ist er besonders betroffen. Dich treffen die Corona-Massnahmen besonders hart. Wie viele Veranstaltungen fallen zurzeit aus, was tust Du jetzt den ganzen Tag?
Heiko Richter: „Ja, es ist schon Wahnsinn, was gerade abläuft. In den letzten Wochen stand hier das Telefon nicht mehr still – und das sprichwörtlich 24 Stunden lang. Sowohl bei den Gästen als auch bei den Veranstaltern machte sich eine sehr große Verunsicherung breit – und so wurde immer wieder angefragt, welche Veranstaltung noch laufen soll, welche schon abgesagt ist, ob es Ausweichtermine gibt und wie das mit den gekauften Karten passiert. Und das alles wurde nicht für ein, sondern ausnahmslos für alle bis dato geplanten Events nachgefragt.
Da ich es letztlich gar nicht mehr geschafft habe, alle Anrufe entgegen zu nehmen, habe ich einen Anrufbeantworter geschaltet, bei dem bereits in der Start-Ansage alle Absagen und eventuelle Ausweichtermine aufgeführt wurden. Allerdings war diese Ansage meist nach wenigen Stunden schon wieder hinfällig und musste mit erneuert werden, da in der Zwischenzeit bereits die nächste Absage feststand.
Derzeit ist also hier die Hölle los – alles muss quasi ‚rückabgewickelt‘ werden. Es müssen Ersatztermine koordiniert und Veranstalter kontaktiert werden – und und und. Alle Gewerke, die da rundherum involviert sind, müssen natürlich auch informiert werden.
Auch, wenn es blöd klingt: Letztlich habe ich derzeit mindestens die doppelte Arbeit – und das für Veranstaltungen, die zum geplanten Termin gar nicht stattfinden.
Inzwischen sind quasi alle öffentlichen Veranstaltungen bis Ende April abgesagt oder verschoben worden. Und wie es dann weitergeht, das steht ja in den Sternen. Man kann ja noch nicht einmal kommende Veranstaltungen gezielt vorbereiten,Werbung platzieren etc., da man ja gar nicht weiß, wann es wieder „normal“ weitergeht.“
Wie glaubst du, wird die Veranstaltungsbranche durch die Corona-Krise kommen?
Heiko Richter: „Das ist eine Frage, die ich lieber nicht zu Ende denken will.Teilweise gibt es ja Verbindungen, organisatorische Abhängigkeiten und Zusammenhänge, die man erst einmal gar nicht auf dem Schirm hat, die aber wie ein Dominoeffekt alles mit runterreißen.
Aber selbst, wenn man sich nur die offensichtlichen Auswirkungen vor Augen hält, werden die verheerenden Auswirkungen deutlich.
Alle Künstler und Dienstleister, die direkt an einem Event beteiligt sind, sind auf unbestimmte Zeit zum Nichtstun verdammt – natürlich mit komplett fehlenden Einnahmen, wobei alle laufenden Kosten trotzdem weiter auflaufen.
Man darf ja nicht vergessen – wir in der Veranstaltungsbranche LEBEN DAVON! Und jetzt ist alles komplett auf Null gestellt. Wie gesagt: Ich möchte das gar nicht zu Ende denken – ein Wahnsinn!“
Gibt es Alternativideen wie zB Konzerte Ohne Publikum, die alleine per Streaming übertragen werden? Oder haben wir jetzt kulturell einen völligen Shutdown?
Heiko Richter: „Online-Konzerte? Das ist eine lustige Idee, aber was sollte das bringen – außer noch weiteren Kosten? Abgesehen davon, dass man sich ja z.B. auf YouTube jederzeit online irgendwelche Konzerte ansehen kann, würde das ja keinem Dienstleister oder Künstler auch nur einen Euro an Einnahmen bringen.
Außerdem geht es ja auch den Gästen um das GEMEINSAME Erleben von welchem Event auch immer. Das Zwischenmenschliche, das würde ja komplett auf der Strecke bleiben.
Wir hoffen alle, dass sich die Lage möglichst schnell entspannt … und wir wieder anfangen können, ganz normal zu arbeiten.“
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).
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