Wer gern in Falkensee wohnen möchte, aber bislang noch kein Haus oder zumindest ein freies Grundstück gefunden hat, wird seine Pläne so schnell nicht umsetzen können: Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Nach mehreren Jahren Vorbereitungszeit wird nun aber endlich ein neues Bauvorhaben spruchreif, das sich an Bauherren richtet, die den Mut dazu haben, in der Gartenstadt einen ganz neuen Weg einzuschlagen.
Die Berliner Firma K.O.O.P. GmbH realisiert auf einer 20.000 Quadratmeter großen Freifläche in der Schillerallee in Falkenhagen (hinter der Kant-Schule) ein Bauprojekt, das von einer sogenannten Baugemeinschaft gestemmt werden soll.
Das Bauprojekt wird zusammen mit der Firma HELMA entwickelt. HELMA wird in eigener Regie 16 Einfamilienhäuser am Rand des vorhandenen Grundstücks bauen. Eine annähernd quadratische Fläche würde dann ausschließlich für die Baugemeinschaft zur Verfügung stehen.
Torsten Birlem, Geschäftsführer der K.O.O.P. GmbH: „Eine Baugemeinschaft, das ist ein rechtlicher Zusammenschluss von Personen, die ein Bauprojekt gemeinsam realisieren und die aktiv in alle Entscheidungsprozesse eingebunden sind. In diesem Fall steht das Grundstück bereits fest, sodass eine große Einstiegshürde genommen ist. Wir von der K.O.O.P. GmbH betreuen die Baugemeinschaft, sodass bereits ein planerisches Konzept besteht und alles in einer Hand liegt.“
Was kann man sich unter so einer Baugemeinschaft vorstellen? Im Grunde genommen ist dies ein Verbund aus mehreren Familien, die an einem Strang ziehen, um gemeinsam zum Ziel zu kommen. Jeder finanziert dabei sein eigenes Haus, wird aber auch aktiv in die Gestaltung des Bereichs außerhalb der eigenen vier Wände eingebunden. Das sorgt für ein attraktives Wohnumfeld, man hat aber auch unmittelbaren Einfluss auf die Bau- und Erschließungskosten.
Torsten Birlem: „Im ersten Anlauf, wir planen die ‚Baugemeinschaft Schillerallee‘ ja bereits seit drei Jahren, hatten wir seinerzeit bereits 27 interessierte Bauherren beisammen. Die wollten natürlich nicht alle so lange warten, so sind zurzeit nur noch fünf Paare aus dieser ersten Phase mit an Bord. Warum das alles so lange gedauert hat? Nun, das Bebauungsplanverfahren und die Verhandlungen über den städtebaulichen Vertrag haben viel Zeit in Anspruch genommen. Hier wurde nun aber Einigkeit erzielt. Jetzt kann es endlich vorangehen.“
Aus dem städtebaulichen Vertrag kommt u.a. der Auftrag, ein Gemeinschaftshaus zu bauen. Dieses Haus kann von den Bewohnern für Treffen, Veranstaltungen oder Familienfeiern genutzt werden. In Dänemark, wo diese aus einer Baugemeinschaft hervorgehenden Ansiedlungen weit verbreitet sind, ist ein solches Gemeinschaftshaus bereits Standard. Auch soll auf ein barrierefreies und gemeinschaftsübergreifendes Bauen geachtet werden.
Torsten Birlem: „Wir werden auf dem Areal eine Demenz-WG errichten, eine Senioren-WG umsetzen und auch eine WG realisieren, die sich gezielt an junge Menschen richtet. Passend dazu setzen wir auf das Motto ‚Jung hilft Alt, Alt hilft Jung‘. Sicher ist auch jetzt schon, dass eine Tagespflege auf dem Areal umgesetzt wird.“
Jetzt geht es in den kommenden Wochen und Monaten konkret um die Aufgabe, neue Interessierte für die Baugemeinschaft zu werben. Hier muss allerdings eine weitere Auflage aus dem städtebaulichen Vertrag erfüllt werden: Eine gewisse Quote gilt es einzuhalten. So muss ein bestimmter Anteil der späteren Bauherren aus Falkensee oder den angrenzenden Gemeinden stammen. Es ist also nicht möglich, sich gezielt nur an finanzstarke Berliner zu wenden, die ins Grüne ziehen möchten.
Torsten Birlem: „Wir haben fast ein Jahr lang auf die Baugenehmigung gewartet, um einen 40 Quadratmeter großen Infocontainer direkt auf dem Grundstück an der Schillerallee aufstellen zu dürfen. Diese Genehmigung ist nun da. Der Container eröffnet in Kürze. Vor Ort können sich Interessierte nach einer Terminvereinbarung unter 030 – 264 70 50 über das Bauprojekt informieren und aktuelle Pläne einsehen.“
Pläne? Jawohl. Zusätzlich zu einer eigenen Planung, die von der K.O.O.P.-Architektin Vanessa Hannewahr realisiert wurde, hat die K.O.O.P. GmbH einen Ideenfindungswettbewerb unter den Berliner Architektenbüros „Christoph Kohl Stadtplaner und Architekten“ und „Riccius + Winter Freie Architekten mit BINGO HAVEL“ sowie dem Falkenseer Büro „labs vonhelmolt Architekten und Ingenieure“ ausgerufen.
Es liegen demnach vier Architektenpläne vor, die interessante Ideen aufzeigen, wie sich die Reihenhäuser der Baugemeinschaft-Bauherren, das Gemeinschafthaus und die drei WG-Häuser in das Areal einpassen könnten.
Torsten Birlem: „Die verschiedenen Pläne und 3D-Modelle werden im Infocontainer ausgestellt. Wir führen gerade eine Abstimmung per Ankreuzzettel durch, welche der vier Varianten am besten ankommt. Ich finde, wir haben hervorragende Ergebnisse bekommen, die auch mich überrascht haben: Man lernt immer noch dazu. Ich bin mir sicher: Damit können wir etwas anfangen, damit können wir bauen.“
Es wird freilich eine recht schwierige Aufgabe werden, sich für einen Entwurf zu entscheiden. Jeder von ihnen hat etwas für sich und setzt eine tolle Idee um. Klar muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden: Entschieden ist noch nichts. Die Architektenpläne bieten nur Anregungen und Diskussionsgrundlage. Am Ende entscheiden die Bauherren der Baugemeinschaft.
Wie geht es jetzt zunächst weiter? Im späten Frühjahr soll der Plan für die noch zu bauende Erschließungsstraße fertig sein, die von der Schillerallee aus beginnend um das neue Bauareal herumführen wird. Mit dem Bau der Straße wird im September gerechnet. Bis dann freilich das erste Haus gebaut wird, das dauert noch.
Torsten Birlem: „Eine Baugemeinschaft hat es meines Wissens vorher in Falkensee noch nie gegeben, das ist etwas ganz Neues. Diese Form des Zusammenlebens muss man freilich auch mögen. Das ist etwas für Menschen, denen es wichtig ist, mit wem sie da in einer Nachbarschaft leben, und die Einfluss darauf haben möchten, was um sie herum gebaut wird. Das erfordert auch mehr Mitarbeit, als wenn man sich ein Haus von einem Bauträger bauen lässt. Da wir schon mehrere Baugemeinschaften in Berlin begleitet haben, wissen wir aber auch: Das Ergebnis ist am Ende immer ganz besonders schön, da entstehen ganz außergewöhnliche Nachbarschaften.“
Es gibt keine Zahl X, ab der das Projekt Schillerstraße starten kann. Torsten Birlem: „Wir können auch mit sechs Familien starten. Wir gehen aber von wenigstens 20 Familien aus, die am Ende zusammenkommen werden. Dann gründen wir eine GbR und die Familien werden zu Bauherren. Ich gehe davon aus, dass wir zum Winter komplett sind und dann auch wissen, welches Konzept wir beim Bauen umsetzen. Sicher ist schon jetzt, dass wir ohne Keller bauen werden – das Grundwasser steht zu hoch.“
Havelländer, die Interesse haben, sich an diesem Projekt zu beteiligen, sollten die Möglichkeit nutzen, sich im Infocontainer mit weiteren Informationen zu versorgen.(Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).
Der Beitrag Falkensee: An der Schillerallee entsteht eine Baugemeinschaft! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.