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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Brieselang: Alle 4 Meter Eichen – Im Bredower Forst werden Eichen nachgepflanzt!

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Die Lärchen haben dem Borkenkäfer nach dem Sturmtief Xavier und zwei extrem trockenen Sommern nichts mehr entgegenzusetzen: Sie werden von unten nach oben aufgefressen und sterben ab. Damit die kleinen Käfer, die auf lebendiges Holz angewiesen sind, schnell aus dem Kreislauf der Natur entfernt werden, mussten die schönen Lärchen auch im Bredower Forst gefällt werden.

Viele Autofahrer konnten bei dieser Aktion sogar zuschauen. Denn an der Landesstraße 202, die vom Bahnübergang über den Nymphensee bis nach Brieselang führt, mussten die Lärchen auf einer Fläche von zwei Hektar gleich neben dem Radweg umgehauen werden.

Nun kam es zur Nachforstung. Revierförsterin Heike Schubert ließ unmittelbar neben der Straße einen bunten Mix verschiedener Laubgewächse pflanzen, darunter Wildapfel, Wildkirsche, Purpurweide, Hundsrose und Schneeball: „Viele Rad- und Autofahrer haben sich über die grünen Plastikhülsen gewundert, die nun in großer Zahl auf der 600 Meter langen und 50 Meter breiten Fläche zu sehen sind. Das sind Schutzhüllen für die noch jungen und zarten Pflanzen, damit sie nicht von den Wildtieren angeknabbert werden. Die Hüllen werden wieder entfernt, sobald die kleinen Bäumchen eine bestimmte Höhe erreicht haben. Das kann aber noch dauern. Wir haben darauf verzichtet, das ganze Gelände einzuzäunen, um die bestehenden Wildwechselpfade in diesem Bereich nicht zu unterbrechen.“

Die lindgrün leuch­tenden Wuchshüllen weisen noch einen weiteren Vorteil auf: Sie helfen dabei, Kulturarbeiten wie das Wegschneiden von störendem Kraut auf den direkten Radius um den angepflanzten Kulturbaum herum zu beschränken.

Eine Überraschung: Hinter dem bunten Mix aus verschiedenen Laubgewächsen wurden auch noch Eichen gepflanzt – 630 Stück pro Hektar. Sie tragen keine Schutzhülsen und sind deswegen auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Revierförsterin Heike Schubert: „Die jungen Eichen sind erst zwei oder drei Jahre alt und demnach nur knapp 30 Zentimeter hoch. Wir pflanzen sie in einem Abstand von 4 x 4 Metern – und haben dies überall im Bredower Forst vor, wo Lücken im Baumbestand entstanden sind und wo es sich anbietet. Zwischen den Eichen werden sich auf natürliche Art und Weise auch andere Baumarten wie Ahorn, Esche, Birke oder Ulme ansiedeln. So entsteht ein Mischwald, wie wir ihn im Bredower Forst anstreben. Übrigens wird es acht Jahre dauern, bis die jungen Eichen einmal einen Menschen überragen werden.“

Der Bredower Forst ist mit seinen 1.200 Hektar Fläche, dem feuchten, humusreichen Boden und einer von Hause bereits sehr abwechslungsreichen Baummischung ein ganz besonderes Biotop. Hier finden sich Eichen auf 400 Hektar, Weichlaubhölzer wie Weiden und Linden auf 250 Hektar und Kiefern und Lärchen auf 300 Hektar.

Ingolf Basmer, Leiter der Landeswaldoberförsterei Grünaue: „Der Rest der Fläche verteilt sich auf Eschen und Buchen. Durch die bereits vorhandene hohe Biodiversität hat der Bredower Forst die Folgen von Stürmen und Trockenheit deutlich besser überstanden als andere Wälder. Fakt ist aber, dass der Bestand der Lärchen durch den Lärchenborkenkäfer massiv bedroht ist. Und viele Eichen und Birken sterben als Flachwurzler zurzeit ab, weil ihre Wurzeln nicht besonders tief reichen, das Grundwasser aber stetig weiter Meter um Meter sinkt und sie deswegen mit ihren Wurzeln komplett im Trockenen stehen. Auch die Esche stirbt, hier kommt es aufgrund einer Pilzkrankheit zum sogenannten Eschentriebsterben.“

20 bis 30 Festmeter Totholz pro Hektar werden zurzeit bewusst stehengelassen – für die Natur. Revierförsterin Heike Schubert: „Wir lassen deutlich mehr Totholz stehen und liegen, als das eigentlich gefordert wird. Gerade stehende, trockene Eichen sind wichtig für den seltenen Eremit, der sich in diesem Holz vermehren kann. Viele Kritiker verstehen nicht, warum der Wald so ‚unaufgeräumt‘ ist. Sie sagen, wir holen uns die Schädlinge auf diese Weise ja selbst in den Wald. Aber das hat schon alles seinen Sinn. Ich persönlich beobachte sehr gern den Grünspecht, wie er Würmer und Käfer in den liegenden Nadelhölzern sucht.“

Und sie ergänzt: „Wir sind aber auch ein Wirtschaftsunternehmen, das den Wald vermarktet. Viele Maßnahmen, die wir im Wald treffen, geschehen aus wirtschaftlichen Gründen. Wir brauchen Umsätze und sind angehalten, unterm Strich eine schwarze Null zu schreiben. Es war wirklich schade, die vielen Lärchen verloren zu haben. Bretter aus Lärchenholz lassen sich wirklich gut verkaufen. Kiefern sind übrigens auch sehr wichtig im Bestand, denn aus ihrem Holz wird u.a. einmal Klopapier produziert. Zurzeit setze ich ein wenig auf die Elsbeere, wenn es um Nachpflanzungen im Bredower Forst geht. Das ist ein Edellaubholz, das im Revier allerdings nicht heimisch ist. Da die Elsbeere aber deutlich besser mit Trockenheit umgehen kann als andere Baumarten, schaue ich mir die Entwicklung dieser Bäume ganz genau an. Bislang sind sie sehr gut angewachsen.“

Der Bredower Forst ist ein Quell des Lebens. Das bemerkt jeder, der die Wege durch den Wald nutzt und überall auf seltene Kräuter und blühende Pflanzen stößt. Heike Schubert: „Bei uns findet man sogar Urzeitkrebse wie den Frühlings-Feenkrebs oder den Frühjahrs-Schildkrebs. Und auch die seltene Bechsteinfledermaus ist bei uns heimisch. Auf meinen Wegen durch das Revier stoße ich immer wieder auf Eidechsen, Blindschleichen und Ringelnattern.“ Die Revierförsterin sieht es als ihre Aufgabe an, vor Ort einen „Dreiklang aus Nutzen, Schützen und Erholung“ für die Bürger aufrecht zu erhalten. Sie sagt: „Das klappt hier im Bredower Forst ganz gut, auch wenn der Schutz immer im Vordergrund steht.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 171 (6/2020).

Der Beitrag Brieselang: Alle 4 Meter Eichen – Im Bredower Forst werden Eichen nachgepflanzt! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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