In der Ferne rauscht der Verkehr der A10 vorbei. Im Hintergrund ist auch der farbenfrohe Neubau vom dm-Verteilzentrum in Wustermark zu sehen. Davor: Felder. Landwirt Uwe Jürgens steht auf seinem Zuckerrübenacker in Dyrotz. Die Pflanzen haben ihre ersten Blätter aus der Erde geschoben, die Regenfälle der letzten Tage haben der Zuckerrübe gut getan. Uwe Jürgens: „Da wird nachher Zucker draus gemacht.“
Eine Besonderheit auf dem Zuckerrübenacker (und bei zwei weiteren in Buchow-Karpzow und zwischen Falkenrehde und Ketzin) sind die gut acht Meter breiten Blühstreifen, die an den Rändern der Felder angelegt sind. Hier wachsen Pflanzen, die später nicht geerntet werden, sondern allein dafür da sind, den heimischen Insekten, Spinnen, Asseltieren und sonstigen Sechs- und Mehrbeinern eine neue Heimat zu geben.
Uwe Jürgens: „Warum ich so viel Fläche von meinen gepachteten Feldern für die Blühstreifen abgebe? Nun, die Debatte um das Insektensterben hat mich hellhörig gemacht. Die Landwirte in Bayern hatten die Blühstreifen zuerst, ich wollte das auch umsetzen. Ich habe keine Förderung für die Blühstreifen vom Land beantragt. Dazu braucht es mindestens zwei Hektar Fläche, die man auch wenigstens fünf Jahre lang halten muss. Das ist mir zu unsicher, zumal ich meine Flächen nur gepachtet habe und nicht garantieren kann, dass ich sie auch in fünf Jahren noch nutzen kann.“
Die Idee des Landwirts: Er hat sich Blühstreifenpaten gesucht. Diese zahlen 25 Euro für 50 Quadratmeter oder 50 Euro für 100 Quadratmeter. Für die Paten gibt es Führungen über das Feld und regelmäßige E-Mails mit Fotos und weiterführenden Informationen. Uwe Jürgens: „Im letzten Jahr haben wir 1,5 Hektar Acker für die Blühstreifen genutzt, in diesem Jahr sind wir bereits bei 2,1 Hektar. Eine Blühpatenschaft gilt immer nur für ein Jahr. Im letzten Jahr waren 70 Paten mit an Bord. 2020 haben bereits 57 Paten eine Urkunde erhalten. Corona hat leider fast alle Werbemaßnahmen zunichte gemacht. Deswegen kann man in diesem Jahr noch bis Ende Juni eine Patenschaft zeichnen. Unter der Mail-Adresse bluehpatenschaft@web.de bin ich zu erreichen. Auf der Homepage www.wustermark.de gibt es auch einen entsprechenden Flyer.“
80 Kilo der Blühstreifensaaten „Viterra Biene“ und „Lippstädter Blütenparadies“ hat der Landwirt gekauft und Ende März in die Erde gedrillt. In den Mischungen finden sich blühende Pflanzen wie Klee, Bitterlupine, Luzerne, Ringelblume, Sommerfuttererbse, Sommerwicke, Senf, Phacelia, Ölrettich oder Leindotter.
Uwe Jürgens: „Schön wäre es, wenn die Insektensaat noch mehr regional angepasst wäre. Es finden sich hier nämlich auch Exoten wie Phacelia, die aber auch als Bienenweide bekannt sind. Immerhin sind auch die Kornblume und der Klatschmohn in der Samenmischung mit dabei.“
Der Blühstreifen entwickelt sich schon jetzt sehr gut. Zahlreiche Wanzen, aber auch Marienkäfer und Spinnen sind im noch zarten Grün zu sehen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 171 (6/2020).
Der Beitrag Blühpatenschaft Wustermark geht in die zweite Runde! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.