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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Corona-abgesichert: Der Bürgerbus dreht wieder seine Tour durch Dallgow-Döberitz!

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Wenn der kleine rote Bus in Dallgow-Döberitz um die Ecke braust, dann wissen alle – der Bürgerbus ist wieder unterwegs. Der Bus mit der Nummer 670 ist dabei etwas ganz Besonderes. Seit dem 6. Dezember 2013 ist er in der Gemeinde unterwegs, um Strecken zu befahren, die Havelbus aus wirtschaftlichen Gründen selbst nicht bedienen kann. Drei ehrenamtlich tätige Frauen und zwölf Männer sind in ihrer Freizeit als Fahrer eingespannt, um den Bus mit seinen acht Sitzplätzen auf die Straße zu bringen.

Nachwuchs für das Fahrerteam wird übrigens händeringend gesucht.

Gerhard Franzen (78) ist der Vorsitzende des am 17. Januar 2013 gegründeten Vereins „BürgerBus Dallgow-Döberitz e.V.“ (www.buergerbus-dallgow.info), der extra für den Betrieb des Bürgerbusses ins Leben gerufen wurde: „Den Bürgerbus zu fahren, das ist das schönste und dankbarste Ehrenamt der Welt. Trotzdem sind wir kein gemeinnütziger Verein. Denn wir nehmen am Wirtschaftsleben teil und verkaufen sogar Fahrkarten. Deswegen dürfen wir auch keine Spenden entgegennehmen.“

Das macht nichts, es funktioniert auch so. Drei Mal ist der Bus morgens auf seiner festen Strecke unterwegs und drei Mal am Nachmittag. Eine Runde dauert etwa eine Stunde. 70 Kilometer legt der Bus am Tag zurück, um die 26 festen Haltestellen – dem Fahrplan folgend – immer wieder anzufahren. Die Route führt dabei vom Bahnhof über das Lindhorst- und das Komponistenviertel über Neu-Rohrbeck nach Rohrbeck. Dann geht es wieder zurück zum Bahnhof, um anschließend den Sperlingshof, Dallgow-Dorf und den Havelpark anzufahren.

Gerhard Franzen: „Nachmittags ist die Strecke nach Lindhorst sehr wichtig, da sind auch viele Schüler mit an Bord. Morgens geht es vor allem darum, die älteren Dallgower aus den Ortsteilen zum Havelpark zu bringen.“

Dagmar Janisch (61) lebt seit 2015 in Dallgow-Döberitz. Ursprünglich stammt sie aus Hamburg. Sie ist eine der Fahrerinnen, die ihre Fahrgäste sicher ans Ziel bringt. Sie erzählt: „Wir unterstehen direkt dem Havelbus-Unternehmen und sind eine öffentliche Buslinie. Wir befördern etwa 7.500 Fahrgäste im Jahr. Seit dem Start im Dezember 2013 sind es bereits 60.000 Fahrgäste gewesen. In ganz Brandenburg gibt es übrigens nur fünf Bürgerbusse. Ein weiterer fährt noch in Brieselang, das ist der einzige aus der Nachbarschaft.“

Den allerersten Dallgower Bürgerbus hat es übrigens längst in die mechanischen Knie gezwungen: Letztes Jahr am 11. April wurde der „neue“ Bürgerbus in Betrieb genommen. Seine Anschaffungskosten in Höhe von 123.000 Euro teilte sich die Gemeinde Dallgow-Döberitz mit dem Landkreis Havelland. Gerhard Franzen: „Wir sind auch dazu in der Lage, einen Rollstuhl zu transportieren. Und wir haben es schon ausprobiert: Drei Rollatoren und ein Kinderwagen passen mit in den Bus hinein.“

Nur mit ehrenamtlichen Helfern einen Bürgerbus zu betreiben, das ist eine Herausforderung – die auch Probleme, Nöte und Ärgernisse mit sich bringen kann. Gerhard Franzen, der aus dem Saarland stammt und seit 1992 in Dallgow-Döberitz wohnt: „Zusammen mit den anderen Bürgerbus-Betreibern in Brandenburg haben wir eine Erfahrungsgruppe gegründet, die sich zwei Mal im Jahr trifft. Der Austausch untereinander ist sehr hilfreich. Da wälzen wir Probleme und geben die eigenen Erkenntnisse weiter, etwa, wenn es um das Besorgen von Fördergeldern geht.“

In den Corona-Zeiten musste der Bürgerbus zunächst pausieren, weil es nicht möglich war, die vorgegebenen Abstände zwischen dem Fahrer und den Fahrgästen sicherzustellen. Gerhard Franzen: „Die ersten 14 Tage sind wir noch gefahren. Wir mussten dann aber aufgrund der von Havelbus vorgegebenen Abstandsregeln den Fahrdienst komplett einstellen. In der Zeit haben wir allerdings einen Einkaufsservice organisiert und sechs Bürger mit Lebensmitteln versorgt, die ihre Wohnung aufgrund von Corona nicht mehr verlassen konnten. In der Zwischenzeit habe ich selbst versucht, eine Trennung zwischen Fahrer und Fahrgast mit Plexiglas zu rea­lisieren. Aber auf dem freien Markt war kein Plexiglas zu bekommen. Zum Glück hat sich der slowenische Hersteller unseres K-Busses (auf der Basis eines VW TL 6 City IL) selbst Gedanken gemacht und eine probate Lösung vorgestellt. Seit dem 11. Mai können wir nun wieder fahren. Viele Fahrer, aber auch viele Fahrgäste haben diese Wiederinbetriebnahme sehr herbeigesehnt.“

Dass das öffentliche Leben nun langsam wieder in Schwung kommt, ist wichtig. Niemand weiß dies besser als Gerhard Franzen, der in Dallgow-Döberitz auch das Amt des ehrenamtlichen Schiedsmannes betreut: „Seit Corona habe ich so viel zu tun wie noch nie zuvor. Die Leute bekommen sich wegen der größten Kleinigkeiten in die Flicken. Da merkt man die Anspannung dann doch.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 171 (6/2020).

Der Beitrag Corona-abgesichert: Der Bürgerbus dreht wieder seine Tour durch Dallgow-Döberitz! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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