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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Wustermark wächst: Logistik mit dem LKW, mit dem Schiff und mit der Bahn!

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Wustermark ist eine ganz besondere Gemeinde im Havelland. Hier – zwischen Dallgow-Döberitz und Nauen – leben tatsächlich nur 10.000 Einwohner im Grünen. Aber Wustermark hat trotzdem sehr viel zu bieten. Karls Erlebnis-Dorf. Das Designer Outlet Berlin an der B5. Das ehemalige Olympische Dorf, das sich gerade in ein hochmodernes neues Wohnviertel verwandelt. Das Güterverkehrszentrum, den Binnenhafen Wustermark und den BahnTechnologie Campus Havelland.

Ganz besonders prägend für Wustermark ist die Logistik. Schnell zeigt sich, dass der LKW-Verkehr, die Binnenschifffahrt und auch die Bahn für die Gemeinde ganz besonders wichtig sind, um mit der Welt verbunden zu bleiben. Am 8. Mai nutzte Bürgermeister Holger Schreiber die Gelegenheit, um Rainer Genilke, Staatssekretär im Brandenburger Infrastrukturministerium, herumzuführen. Im Zentrum des Interesses – die drei stetig wachsenden Logistik-Verkehrsknoten im Ort.

Neuer Kreisverkehr im komplett ausgebuchten GVZ Wustermark

Das Güterverkehrszentrum Wustermark, kurz GVZ (www.gvz-org.de) genannt, ist laut Bürgermeister Schreiber „eine Erfolgsgeschichte mit Höhen und Tiefen“.

95 Millionen Euro hat die Gemeinde in die öffentliche Entwicklung des 265 Hektar großen Geländes am Knotenpunkt zwischen der A10 und der B5 investiert. In diesem Jahr feiert das GVZ bereits sein 25-jähriges Bestehen – und man kann sagen, dass es sich wirtschaftlich gesehen perfekt entwickelt hat.

Inzwischen sind sämtliche Flächen belegt, es herrscht Vollauslastung vor Ort. 40 Unternehmen haben sich im GVZ angesiedelt, um auf diese Weise 4.150 Arbeitsplätze zu schaffen. 250 Millionen Euro haben die Unternehmen selbst vor Ort investiert.

Rüdiger Hage, Geschäftsführer der für das Areal verantwortlichen Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft ipg: „Zu 75 Prozent haben sich Logistiker im GVZ niedergelassen, zu 25 Prozent sind es produzierende Unternehmen, die etwa Wellpappe herstellen. Ein Highlight ist das neue Logistikzentrum vom dm-drogerie markt, das nun eins der modernsten Logistikzentren in ganz Deutschland ist. In Sachen Robotik ist es führend. 100 Millionen Euro wurden vor Ort investiert, davon alleine 70 Millionen für die Robotik. Wir hier im GVZ Wustermark sind eins der größten Gewerbegebiete in ganz Brandenburg. Laut dem Europa-Ranking, das alle fünf Jahre neu erstellt wird, sind wir inzwischen das zwölft­stärkste und -größte GVZ in Europa.“

4.500 LKW-Bewegungen gibt es im GVZ pro Tag. Das muss die Infrastruktur aushalten. Tut sie aber nicht immer. Bauamtsleiter Wolfgang Scholz, Fachbereichsleiter Bauen und Wohnumfeld der Gemeinde Wustermark, stellte den Besuchern, zu denen auch die Vize-Landtagspräsidentin Barbara Richstein gehörte, die gerade erst grund­instandgesetzte Rostocker Straße samt einem nagelneuen Kreisverkehr vor: „Der Kreisverkehr hat einen Durchmesser von 50 Metern, innen von 40 Metern, der lässt sich gut fahren. Auch der Schwerlastverkehr passt hier sehr gut durch. Unser Ziel ist es sowieso, den gesamten Schwerlastverkehr auf eine einzelne Trasse zu lenken.“

Der Neubau hat 2,7 Millionen Euro gekostet. Der Landesbetrieb Straßen hat sich an den Kosten im Rahmen einer Förderung beteiligt. „Ein Glück“, sagt Bürgermeister Schreiber: „Unsere Gemeinde ist sehr von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer abhängig.“ Die reichlich von Karls, aus dem Outlet Center und aus dem GVZ sprudelnden Gewerbesteuern versiegen aber leider in Corona-Zeiten. Holger Schreiber: „Wir sehen – wie fast alle Kommunen in Brandenburg – in Bezug auf die zu erwartenden Steuereinnahmen eine große Unsicherheit und müssen mit erheblichen Ausfällen rechnen. Deswegen hat sich unser Kämmerer entschieden, vorsorglich eine Haushhaltssperre auszusprechen.“

Wolfgang Scholz, der auch der Kämmerer von Wustermark ist: „Viele Unternehmen haben wegen Corona die Zahlung der Gewerbesteuern zurückstellen lassen. Wir haben in sechs Wochen zwei Millionen an Gewerbesteuern verloren.“

Staatssekretär Rainer Genilke dachte derweil ganz praktisch an den Verkehr: „Es müsste doch möglich sein, die Waren hier im GVZ auf die Schiene zu bringen, sodass kein LKW mehr nach Berlin fahren muss. Bei einer so hohen Dichte an Logistikern muss das doch eine Option sein, um den Verkehr auf den Straßen zu entlasten.“

Binnenhafen Wustermark voll ausgelastet

Wustermark ist nicht nur an zwei wichtige Autobahn-Adern angeschlossen, sondern auch an einen großen Wasserweg. Der Binnenhafen Wustermark (www.havelport.de) liegt direkt am Havelkanal.

Der Binnenhafen hat eine illustre Geschichte hinter sich. Als die Gemeinde Wustermark ihn noch in Eigenregie führte, gingen die Geschäfte mehr als schlecht. Erst als 2013 das Unternehmen Havelport die Liegenschaft in Pacht übernahm, schrieb der Binnenhafen seine Erfolgsgeschichte.

Heute werden pro Jahr etwa 80.000 Tonnen sogenannter Massegüter im 4,50 Meter tiefen Hafen entladen und auf den LKW gebracht – oder umgekehrt. An der 390 Meter langen Hafenlinie können drei Schiffe gleichzeitig abgefertigt werden, um Sand, Holzpellets, Gips, Steine, Düngemittel oder Getreide umzuladen.

Im letzten Jahr wurden auf diese Weise vor Ort bereits 165 Frachtschiffe abgefertigt – fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugleich kam es zu 15.000 LKW-Bewegungen im Jahr.

Der Binnenhafen Wustermark hat nun keine freien Lagerflächen mehr zur Verfügung und ist voll ausgelastet. Auf eine Genehmigung zur dringend notwendigen Erweiterung wartet das Unternehmen aber. Und noch etwas treibt die Hafenleute um. Klaus Pietack, auch Geschäftsführer der Colossus Logistics, die an Havelport beteiligt ist: „Ein Problem ist, dass unser Kanal nur 2,30 Meter tief ist. Wir bräuchten 50 Zentimeter mehr, damit voll beladene Schiffe den Kanal passieren können. 20 Zentimeter könnte man wohl über die Pflege des Kanals erreichen. Ziel ist aber weiterhin der Ausbau nach dem VDE Nr. 17 (VDE = Verkehrsprojekt Deutsche Einheit), mit einer Abladetiefe von 280 Zentimetern. Damit wären wir an das westeuropäische Wasserstraßennetz angeschlossen und in der Folge würden sich auch für die Binnenschiffer wieder Investitionen in Schiffsraum lohnen.“

Der BahnTechnologie Campus Havelland nimmt Gestalt an

In Elstal hält die Bahn und entlässt die Menschen, die zum nahen Designer Outlet streben. Was viele Shopping-Freunde nicht ahnen: Sie passieren dabei einen ehemaligen Rangierbahnhof mit 30 Kilometern Gleisanlagen und moderner Eisenbahninfrastruktur. Daraus wird nun der BahnTechnologie Campus Havelland, kurz BTC Havelland (www.btc-havelland.de) genannt.

Geschäftsführer Andreas Guttschau: „Der Bahnstandort wurde 1909 durch kaiserliches Dekret in Betrieb genommen. Bis in die 90er Jahre wurde der Standort auch fleißig genutzt. Erst die Bahnreform hat das Gelände in den Dornröschenschlaf geschickt. Die Bahn wollte den Standort sogar entwidmen. Zum Glück wurde die Fläche dann aufgekauft – der Landkreis Havelland ist zu 51 Prozent Gesellschafter. Wir arbeiten nun bereits seit drei Jahren an der Planung des neuen Campus-Geländes. 40 alte Gebäude wurden inzwischen abgerissen – alles, was nicht unter Denkmalschutz steht. 130.000 Tonnen Erde haben wir bewegt. Mit der Erschließung werden wir noch in diesem Jahr fertig sein.“

Ziel ist es, das Bahngelände zu revitalisieren. Vor Ort sollen sich Bahn-affine Firmen niederlassen, Startups zum Thema Verkehr, Mobilität und Logistik sind eingeladen, die Aus- und Weiterbildung ist ein großes Thema und auch ein Wissenschafts- und Bildungscampus soll entstehen.

Auch soll der Anschluss an das GVZ und den Binnenhafen gesucht werden. Hier zeigt sich, dass die Idee von Staatssekretär Rainer Genilke bereits aufgegriffen wurde. Andreas Guttschau: „Wir arbeiten bereits an der Idee, den LKW-Verkehr nach Berlin auf die Schiene zu verlegen, das ist unser Projekt City-Logistik. Ein Logistik-Unternehmen aus der Region ist bereits mit an Bord und willens, die eigene Logistik auf die Schiene umzustellen. Wenn sich nur genügend Logistiker beteiligen, wäre dieser Transportweg günstiger als der LKW.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 171 (6/2020).

Der Beitrag Wustermark wächst: Logistik mit dem LKW, mit dem Schiff und mit der Bahn! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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