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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Vor 2.000 Jahren: Das historische Dorf Gannahall in Nauen erhält 1.000 Euro Spende!

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Berlin hat sein Museumsdorf Düppel. Hier steht seit 1975 ein lebendiges Freilichtmuseum auf der grünen Wiese. Vor Ort wurde ein historisches Dorf rekonstruiert, wie es vor 800 Jahren im Mittelalter existiert haben soll. Das Museumsdorf Düppel zieht in der grünen Saison sehr viele neugierige Besucher an. Denn hier bilden die Betreiber lebhaft das Leben vor 800 Jahren nach.

Sie spinnen Wolle, bearbeiten Metall und züchten alte, historische Nutzviehsorten.

Nauen steht kurz davor, einen ähnlichen Ausflugsmagneten zu bekommen – was ein großer Vorteil für die touristische Attraktion der ganzen Region wäre. Bereits im Jahr 2000 hat sich in der Ackerbürgerstadt der Verein Semnonenbund e.V. gegründet – mit dem Ziel, eine historische Siedlung so korrekt wie nur möglich nachzubauen. Nur geht man in Nauen noch deutlich weiter in die Vergangenheit zurück.

Rico Krüger (46) stammt aus Nauen, hier betreibt er ein eigenes Tattoo- und Piercing-Studio. Dafür bleibt aber schon lange keine Zeit mehr, denn der belesene Amateur-Historiker stellt seine ganze Schaffenskraft in den Dienst des von ihm und vom Verein geplanten „Historischen Dorf Gannahall“. Er sagt: „Wir lernen die schärfsten Sachen in der Schule, aber doch so wenig über unsere eigene Vergangenheit. Vor 2.000 Jahren waren die Germanen in Ostdeutschland zu Hause. Über eintausend Jahre lang hatte das germanische Volk der Semnonen das Sagen zwischen Elbe und Oder. Leider verblasste ihr Andenken mit der Zeit. Entsprechende Würdigungen finden wir heute nur noch in einzelnen römischen Schriften – wie etwa in der ‚Historia Romana‘ von Cassius Dio. Wir möchten den Semnonen mit unserem germanischen Dorf Gannahall ein lebendiges Denkmal setzen. Den Namen haben wir in Anlehnung an die germanische Seherin Ganna gewählt.“

Seit 2004 wird der Aufbau des historischen Dorfs Gannahall bereits geplant. Ein erstes Grundstück musste leider wieder abgegeben werden, es kam im Verein zu einem Mitgliederschwund, schwere finanzielle Sorgen plagten das Projekt. Letztendlich sorgte Rico Krüger immer wieder dafür, dass es doch irgendwie weitergeht. Und nun ist es vorerst geschafft, das Projekt hat in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrere wichtige Hürden genommen.

Rico Krüger: „Wir haben in der Ludwig-Jahn-Straße in Nauen, in der auch der Fußballplatz des ‚VFL Nauen e.V.‘ und das Gelände von der ‚Schützengilde zu Nauen 1704 e.V.‘. zu finden sind, von der Stadt Nauen einen festen Standort für unser Dorf Gannahal erhalten – im Erbpachtmodell. Es ist 300 x 90 Meter groß, sodass wir vor Ort alle unsere Pläne umsetzen können. Wir planen auf lange Sicht den Bau von mehreren germanischen Langhäusern, einigen Grubenhäusern, Speichern, Brunnen, freistehenden Lehmöfen und überdachten Arbeitsplätzen. Ein großer Teich soll entstehen und auch eine umlaufende Sicherungsanlage mit Graben, Wall und Palisadenzaun ist angedacht. Wir sind froh, dass der Landkreis Havelland unsere Arbeit anerkennt und auch Nauens aktueller Bürgermeister Manuel Meger ein Herz für unser ambitioniertes Projekt hat.“

Mit den eigentlichen Arbeiten wurde 2016/17 begonnnen. Die Grube für den Teich ist schon ausgehoben, das erste Langhaus als Versammlungsort steht, ein kleines Wohnhaus ebenfalls und sogar ein offenes Backhaus ist bereits vorhanden.

Rico Krüger: „Es gibt sehr wenige Aufzeichnungen über die Zeit von damals. Wir spüren der Vergangenheit nach und betreiben experimentelle Archäologie, um zu beweisen, dass unsere Vorfahren vor 2.000 Jahren nicht wie Höhlenmenschen gelebt haben. So lernen wir gerade jetzt im Winter, an welcher Stelle eine Feuerstelle im Langhaus auch wirklich Sinn ergibt. Und wir stellen fest, dass weiß gekalkte Wände für deutlich mehr Helligkeit in einem Raum sorgen. Auf diese Weise beantworten wir uns so manche Fragestellung selbst und lernen stetig weiter dazu.“

Gebaut wird vor Ort alles mit eigener Kraft. Etwa 30 Mitglieder aus dem Verein packen in ihrer Freizeit mit an. Hinzu kommen Helfer, die etwa nach einer Straftat ihre aufgebrummten sozialen Stunden im germanischen Dorf abarbeiten – und nicht selten anschließend mit Feuereifer beim Projekt bleiben. Das benötigte Geld stammt aus Spenden und Zuschüssen. Es wird aber auch selbst erwirtschaftet.

Rico Krüger: „Sehr beliebt waren in den letzten Monate unsere Veranstaltungen im Dorf, darunter das Sommer- und Herbstfest, das Kinderfest oder der seit 2010 etab­lierte Wettkampf im gerüsteten Kampfsport ‚Alls Wari Dags‘. Da konnten die Zuschauer sehen, wie die Germanen früher gekämpft haben. Wir haben nie Eintritt genommen, aber über die Verköstigung der Besucher den einen oder anderen Euro eingenommen. Bei uns kann man auch Geburtstage feiern, Workshops und Seminare abhalten, ein Ferienlager buchen, Bogenschießen oder an Kräuterführungen teilnehmen. Wir haben auch geplant, regelmäßig Schulklassen bei uns willkommen zu heißen. Corona hat uns das ordentlich vermasselt, auch wir sind im Quarantäne-Lockdown.“

Da passt es umso besser, dass der Semnonenbund der allererste Empfänger einer Zuwendung von 1.000 Euro ist, die German Security und germanSITEC ab Januar 2021 monatlich ausloben. Die beiden Firmen und das Landkreis-Magazin „Unser Havelland“ haben das Germanendorf aus einer Vielzahl von Bewerbungen ausgewählt.

Christian Hecht von German Security: „Das germanische Dorf sieht jetzt schon richtig eindrucksvoll aus. Mit unserer Spende soll ein Sägecutter für die Produktion von neuem Bauholz angeschafft werden.“ (Text/Fotos: CS)

Info: Gannahall, Semnonenbund e.V. , Ludwig-Jahn-Straße 22G, 14641 Nauen, Tel.: 0163-4017982, www.gannahall.de

Zu diesem Artikel gibt es auch ein YouTube-Video:
https://www.youtube.com/watch?v=PuDgt0PEOBo
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Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 179 (2/2021).

Der Beitrag Vor 2.000 Jahren: Das historische Dorf Gannahall in Nauen erhält 1.000 Euro Spende! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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