Musik kommt zurzeit nur aus der Konserve. Corona-bedingt dürfen Konzerte und andere Live-Events im Lockdown nicht stattfinden. Das bekümmert nicht nur die Freunde guter Live-Musik, sondern auch die Musiker selbst. Robert Bolze und Florian Schulz von „ZWO – Deine Wohnzimmerband“ suchten nach einer Lösung – und luden zum Facebook-Konzert.
Am 10. Oktober 2020 spielte „ZWO – Deine Wohnzimmerband“ ihr letztes Konzert vor echten Zuschauern. Das Konzert fand Corona-konform im Garten vom Bürgerverein Finkenkrug statt. Auch für viele Zuschauer war es das letzte Mal, dass sie live gespielte Musik gehört haben. Der strenge Corona-Lockdown, der das Jahr 2020 beendet hat, sorgte dafür, dass sämtliche Konzerte und Live-Auftritte ersatzlos gestrichen wurden.
Dieser Mangel an Live-Musik, Feierkultur und einem geselligen Zusammensein macht etwas mit den Menschen: Sie werden zunehmend depressiv. Es fehlen einfach die Endorphine, die gute Musik, ein lautstarkes Mitsingen und ein Schunkeln mit den Freunden nun einmal auf zuverlässige Art und Weise ausschütten.
Robert Bolze (37) und Florian Schulz (32) sind zusammen „ZWO – Deine Wohnzimmerband“ (www.zwo-deine-wohnzimmerband.de). Im Havelland hat diese Band längst Kultcharakter. Sie wird immer wieder für Geburtstage, Firmenfeiern oder kleine Events gebucht. Mehr als einen Quadratmeter Platz brauchen die beiden nicht, um mit der Gitarre, einer Cajon und jeder Menge anderer Instrumente fröhliche Musik zum Mitsingen zu machen.
Robert Bolze: „Florian und ich, wir haben ganz normale Berufe, die uns ernähren. Das Musikmachen und der Kontakt zu den Fans fehlen uns aber trotzdem sehr.“
Florian Schulz: „Deswegen haben wir am 6. Februar spontan ein kostenloses Live-Konzert auf Facebook gestartet. Im Schnitt 150 Zuschauer, darunter viele uns bekannte Fans, waren mit dabei. Das war sehr schön. Da konnten wir unsere kreativen Batterien neu aufladen.“
„ZWO – Deine Wohnzimmerband“ spielte knapp zwei Stunden lang. Und machte dem eigenen Namen alle Ehre. Viele Zuschauer nutzten nämlich Tools wie ScreenShare, um das Facebook-Bild vom Handy auf den Wohnzimmer-Fernseher zu holen. Auch wenn die Qualität der Tonübertragung am Anfang noch nicht perfekt war und etwas blechern klang, so sorgten Songs wie „Lemontree“, „Rebell Yell“ oder „Kling Klang“ doch dafür, dass der Funke schnell übersprang. Martina Kohn: „Trotz der kleinen technischen Pannen war es ein sehr unterhaltsamer Abend, auf den wir uns seit der Ankündigung sehr gefreut haben.“ Nina Ullrich: „Ein echtes Highlight mitten im Lockdown! Ein riesengroßes Dankeschön, das hat gut getan.“
Das Konzert, wenn auch nur über Facebook gestreamt, war so etwas wie eine notwendige Erinnerung daran, wie sehr Konzerte doch zum eigenen Leben dazugehören. 539 Kommentare, die live während des Konzerts in die Handys und Browser getippt wurden, künden vom großen Kulturhunger der Menschen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
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