Wir erinnern uns an den ebenso brutalen wie höchst vergnüglichen Film „Kingsman: The Secret Service“. Regisseur Matthew Vaughn stellte hier eine best gekleidete Truppe britischer Adliger vor, die unbemerkt von der Öffentlichkeit als selbsternannte Geheimagenten in das Weltgeschehen eingreift. Im ersten Teil führte Oscargewinner Colin Firth als englischer Gentlemen den Straßenjungen Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) in die Kunst …
… der perfekten Kleidung und der optimalen Kampfkunst ein. Natürlich mit dem Ziel, die Welt zu retten. Ein Nachfolger namens „The Golden Circle“, nicht minder brutal und schräg erzählt, führte die Geschichte fort. Ein dritter Teil soll in Kürze angegangen werden.
„The King’s Man – The Beginning“ fällt aus der Reihe heraus und ist so etwas wie ein Prequel – eine Entstehungsgeschichte aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Wir lernen den Duke of Oxford (Ralph Fiennes) kennen, der bereits vom bekannten King’s-Man-Shop aus geheime Spionage-Aktionen leitet. Seine größte Sorge ist es allerdings, seinen Sohn Conrad aus den Wirren des beginnenden Weltkrieges herauszuhalten.
Das neue Abenteuer zerfällt auf der Kinoleinwand in zwei völlig unterschiedliche Hälften. Die Geschichte von Sohn Conrad (Harris Dickinson) zeigt deutlich auf, wie sehr sich die jungen Menschen vom Kriegstreiben mitreißen lassen und wie leichtfertig sie dazu bereit sind, ihr Leben zu riskieren, um an vorderster Front für ihr Vaterland zu kämpfen. Dieser Teil des Films fühlt sich sehr ernst, sehr wahrhaftig und sehr deprimierend an. Er mag erst gar nicht so recht zum Rest passen, der sich einmal mehr dem überzogenen Wahnsinn der Kingsman-Filme hingibt. Denn hier erfahren wir zum ersten Mal, dass die Schotten den Ersten Weltkrieg losgetreten haben. Ein geheimnisvoller Hirte nutzt die Dienste des gefährlichen russischen Geistheilers Grigori Rasputin (Rhys Ifans), des „Hellseher der Nazis“ Erik Jan Hanussen (Daniel Brühl) und der Superspionin Mata Hari (Valerie Pachner), um die drei herrschenden Monarchen George V., Wilhelm II. und Nikolaus II. (alle gespielt von Tom Hollander) in den Krieg zu treiben. Das muss dringend verhindert werden.






Ein wahrhaftiger Höhepunkt von „The Beginnig“ ist es, Rhys Ifans als völlig wahnsinnigen Rasputin zu sehen. Wie dieser Rasputin jede Szene an sich reißt und als eine sexuell übersprudelnde Urgewalt der russischen Superlative Angst und Schrecken verbreitet, das muss man einfach gesehen haben. In Sachen durchgeknallter Action braucht sich auch dieser Ausflug in die Kingsman-Vergangenheit nichts vorwerfen zu lassen: Hier geht es wirklich rund auf dem Bildschirm. Am Ende kommt es zu einem James-Bond-würdigen Höhepunkt, wenn es gilt, die in den Wolken liegende Bastion des durchgeknallten Hirten zu stürmen.
Und ganz nebenbei nutzt der Streifen die Gelegenheit, historisch verbürgte Figuren wie etwa den britischen General Herbert Kitchener (Charles Dance) oder den serbischen Attentäter Gavrilo Princip (Robert Aramayo) mit einzubauen.
„The King’s Man – The Beginning“ unterhält auf ganzer Linie, bietet aber auch in seiner Erzählung rund um den jungen Oxford seine besonderen ernsten Momente. Sie tun dem Film gut und geben ihm eine gewisse Tiefe, ohne das Fans der Serie etwas vermissen würden. Mitunter passiert aber so vieles auf dem Bildschirm, dass es sich lohnen könnte, den Film noch ein zweites oder drittes Mal zu sehen. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK 12)
Spieldauer: 131 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Wczqurik5LI
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 190 (1/2022).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: The King’s Man – The Beginning erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).