Schauspielerin Sandra Bullock kündigte unlängst an, sich ganz aus der Filmbranche zurückziehen zu wollen. Da könnte es durchaus sein, dass das romantische Dschungelabenteuer „The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ ihr letzter Film ist. Au weia. Da hat sich die Oscar-Gewinnerin aber kein cineastisches Denkmal gesetzt. Sondern eher einen seichten Schmunzler aufs Parkett gelegt, der in den Synapsen der Zuschauer nicht allzu lange nachhallen wird.
In „Lost City“ spielt sie die Autorin Loretta Sage, die ebenso simple wie erfolgreiche Liebesromane schreibt, in denen der Abenteurer Dash an exotischen Orten geheimen Schätzen nachjagt. Zusammen mit dem blendend aussehenden Modell Alan (Channing Tatum), der Dash auf allen Buchcovern visualisiert, befindet sich Loretta auf einer Promotour, als sie völlig überraschend entführt wird. Der exentrische Milliardär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe) baut auf ihre Expertise, um im heißen Dschungel einen Schatz zu heben. Der zwar muskulöse, aber absolut nicht kampferprobte Alan reist ihr sofort hinterher, um sie zu retten.
Eine Romanautorin im Dschungel? Das kennen wir doch aus dem 1984 von Robert Zemeckis mit Michael Douglas und Kathleen Turner gedrehten Dschungelabenteuer „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“.
Leider funktioniert die neue Dschungelromance bei weitem nicht so gut wie das 84er Vorbild. Sandra Bullock stakst in einem lilafarbenen Paillettenfummel durch den Kunstdschungel und macht dabei keine besonders sympathische Figur. Soll sie doch der Alligator holen! Die Figur von Channing Tatum ist so übertrieben absurd angelegt, dass seine Szenen fast schon zum kollektiven Fremdschämen einladen. Komisch ist das ebenso wenig wie das nervige Getue von Möchtegern-Milliardär Daniel Radcliffe, der den ganzen Film über viel zu harmlos wirkt. Ein echter Bösewicht wird aus dem Ex-Harry-Potter-Briten jedenfalls nicht mehr.



Leider ist „The Lost City“ wieder einmal ein Film, der sich bemüht, lustig zu sein, es dabei aber allenfalls auf zwei, drei seichte Grinser bringt. Wenn Sandra Bullock minutenlang dazu genötigt wird, fette Blutegel aus dem Schritt von Channing Tatum zu polken, dann ist der maximale Witzgrad des Films bereits erreicht. Gibt es denn keine guten Gag-Schreiber mehr in Hollywood? Glauben die Produzenten wirklich, dass es für den Film ausreicht, Sandra Bullock auf Party-Stöckelschuhen durch den morastigen Dschungel stapfen zu lassen, um die Kinomeute schadenfroh aufgröhlen zu lassen?
Die Brüder Aaron und Adam Nee („Band of Robbers“) haben den Film nach einem Drehbuch von Oren Uziel („22 Jump Street“) und Dana Fox („Cruella“) umgesetzt. Mit an der Story und an der Produktion beteiligt war auch Seth Gordon („Kill the Boss“, „Baywatch“).
Wie der Film am Ende doch noch hätte funktionieren können, zeigt Überraschungsgast Brad Pitt als Survival- und Kampfexperte Jack Trainer, der sofort jedem anderen Schauspieler auf der Leinwand die Show stiehlt, sobald er auf der Bildfläche erscheint. Brad Pitt zuzusehen, wie er den coolen Helden gibt, das ist einfach nur erstklassig. Leider verschwindet er nach fünf Minuten auch schon wieder. Man hätte besser Channing Tatum nach Hause geschickt und Brad Pitt und Sandra Bullock eine Romanze haben lassen.
So ist „Lost City“ leider vertane Lebenszeit. (CS / Bilder: Paramount)
Fazit: 1 von 5 Sterne (FSK 12)
Spieldauer: 112 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=m9oArdbc7e4
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 194 (5/2022).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: The Lost City erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).