Die alte Stadthalle von Falkensee sollte eigentlich schon lange abgerissen sein. An ihrer Stelle plant der Investor Jörg Rade einen mehrstöckigen Neubau. Doch dann hieß es auf einmal, dass der klobige DDR-Bau unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Lange wurde erbittert um Abriss oder Erhalt diskutiert. Jetzt ist klar: Die alte Stadthalle kommt weg!
Über die alte Stadthalle von Falkensee können die Bürger im Ort vortrefflich und ausdauernd diskutieren und streiten. Die einen wollen das Gebäude unbedingt erhalten, weil es zur Geschichte der Gartenstadt mit dazugehört. Die anderen würden am liebsten gleich selbst den Hammer schwingen, um den DDR-Bau als Sünde der Architektur dem Erdboden gleichzumachen.
Das Gebäude hat durchaus eine Geschichte zu erzählen: Mit dem Bau der alten Stadthalle wurde schon 1974 zu DDR-Zeiten begonnen. Es war kein Planbau, sondern ein Initiativbau. Lokale Betriebe stellten das Material und die Arbeitskräfte. Selbst die Schüler wurden eingesetzt, um Ziegel zu brennen. Ganze zehn Jahre hat der Bau gedauert, 1984 war die Eröffnung.
Die Diskussion um das Für und Wider flackerte zuletzt noch einmal auf, als die alte Stadthalle sehr überraschend für alle unter Denkmalschutz gestellt wurde. Bürgermeister Heiko Müller legte prompt Widerspruch gegen den Denkmalschutz ein. Ohne einen Abriss der alten Stadthalle sei eine Neuentwicklung des Falkenseer Zentrums aus seiner Sicht nicht möglich.
Die untere und die obere Denkmalschutzbehörde konnten sich am Ende nicht über die Denkmalschutzwürdigkeit des Gebäudes einigen. Und so kam es zu einer ungewöhnlichen Schlussfolgerung: Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle sollte die Entscheidung treffen. Sie kam für einen Vor-Ort-Termin nach Falkensee, um sich die alte Stadthalle mit eigenen Augen anzuschauen und um sich mit der Stadtverordnetenversammlung und dem Bürgermeister Heiko Müller zu beraten.
Es dauerte keine 48 Stunden nach ihrem Besuch, dann stand die Entscheidung der Ministerin bereits fest: Die alte Stadthalle kann weg.
Das freut vor allem den Investor Jörg Rade, der mit dem Architekturbüro Papendieck, Rade + Partner bereits den Nachfolger plant. Vor Ort soll ein neues Gebäude entstehen, das neben unterschiedlicher Gastronomie auch eine vergrößerte Stadtbibliothek, ein Literaturcafé und Coworking Spaces aufnehmen könnte. Der Investor hofft nun auf „einen zügigen Abschluss des Bebauungsplanverfahrens“.
Enttäuscht zeigte sich hingegen der Verein „Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.“. Er hatte noch vor kurzem vorgeschlagen, die alte Stadthalle mit neuem Leben zu füllen und aus dem Gebäude einen Treffpunkt für Kunst und Kultur zu machen.
Vorstandsmitglied Andreas Foidl: „Mit dem Abriss der Halle wird ein Stück Stadtgeschichte in bester Lage verschwinden, das es wert gewesen wäre, sinnvoll und partizipativ in einen Ort transformiert zu werden, der für Begegnung, Nachhaltigkeit und Attraktivität gestanden hätte. Was sich in anderen Städten mit großem Erfolg getraut wird, wäre auch in Falkensee möglich gewesen“
Die 1. Vorsitzende des Vereins, Michaela Ibach, ergänzte: „Die Vorschläge, Ideen und Forderungen aus der Falkenseer Kultur und Zivilgesellschaft werden auch mit dem Abriss des Gebäudes nicht weniger wichtig oder dringlich – ganz im Gegenteil. Wir hoffen daher, dass die Stadtpolitik sich in der Zukunft intensiv mit den Bedarfen der Kreativwirtschaft auseinandersetzen und Möglichkeiten schaffen wird, Kultur in Falkensee als einen wichtigen Bestandteil erfolgreicher Stadtentwicklung anzuerkennen.“
Dass die alte Stadthalle nun fällt, steht fest. Nur über das Wann muss jetzt noch gesprochen werden. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 194 (5/2022).
Der Beitrag Weg damit: Entscheidung gegen alte Stadthalle in Falkensee ist gefallen! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).