Das DHL Frachtzentrum Börnicke liegt mitten auf der grünen Wiese – schräg gegenüber von der Alpaka-Farm Nauen. Hier werden jeden Tag bis zu einer halben Million Pakete für den Raum Berlin und Brandenburg sortiert und wieder auf die Reise geschickt. Viele Autofahrer fahren an dem gelben Paket-Logistiker nur vorbei, wir haben einen Blick hinter die Kulissen gewagt.
Früher kamen die Pakete von Tante Erna. Meist zum Geburtstag der Neffen und Nichten oder zu Weihnachten. Das hat sich gründlich geändert. Heute kommen die Pakete in der Regel vom Online-Händler. Die Corona-Pandemie hat nun auch noch dem letzten Bürger beigebracht, wie man per Mausklick bei Amazon, About You, Zalando & Co bestellt.
Die vielen Pakete müssen jeden Tag sicher von hier nach dort gelangen – und das am besten so schnell wie möglich. Die Deutsche Post DHL Group ist in Deutschland der führende Anbieter. Mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent kümmert sich das Unternehmen um den gelben Transport der in Pappkarton verpackten Warengüter.
Doch wie funktioniert das eigentlich? Um mehr zu erfahren, haben wir das DHL Paketzentrum in Börnicke besucht, das ausgerechnet in der Poststraße 1 zu finden ist. Es sorgt bei Berliner und Brandenburger Kunden für mehr Tempo beim Paketversand.
Jenny Herklotz arbeitet als Sachgebietsleiterin in der Abteilung „Stationäre Bearbeitung Paket“. Sie erklärt: „DHL hat 37 Paketzentren in ganz Deutschland gebaut. Unser Paketzentrum in Börnicke ist nur für die Pakete zuständig, hier kommt kein einziger Brief an. Zusammen mit den Standorten in Rüdersdorf und Ludwigsfelde kümmern wir uns um den Bereich Berlin und Brandenburg. Wir decken eben den gesamten Bereich der Hauptstadtmetropole ab.“
Am Nachmittag kommen die Pakete des Tages in das Paketzentrum. Sie werden z.B. in Berlin, Falkensee, Trebbin, Pritzwalk, Panketal und Oranienburg eingesammelt, um nur einige der berücksichtigten Orte zu nennen.
Dorothea Heinze ist die Leiterin des DHL Paketzentrums in Börnicke. Sie erklärt: „Die Fahrer der Abteilung Verkehr sammeln die Pakete in den Packstationen und Filialen ein. Sie bringen sie aber nicht direkt zu uns. Um das Paketzentrum herum sind wie Satelliten 21 Zustellbasen angeordnet. Sie nehmen die Pakete entgegen, laden sie um und fahren sie erst dann zu uns. Nur die Großkunden liefern ihre Pakete direkt bei uns ab.“
Bis etwa um 21 Uhr werden die Pakete nach den einzelnen Zielorten sortiert. Und diese Sortierung ist schon sehr sehenswert.
Jenny Herklotz: „Die Pakete werden vom angedockten Wechselbehälter des LKWs auf Schalen gelegt, die über ein Band laufen. Ein äußerst feinauflösender Scanner liest den Paketaufkleber ein, der natürlich nach oben weisen muss. Dabei erkennt unsere Software nicht nur die verschiedensten Maschinenschriften, sondern kommt auch mit den Handschriften bestens zurecht. Ein vollautomatisches System an Förderbändern transportiert die Pakete durch unsere riesige Halle genau zu den Rampen, die zu den Zielorten gehören. Hier werden die Pakete von Hand in die Wechselbehälter des abfahrenden LKWs geladen und darin platzsparend gestapelt. Ab 21 Uhr kommt es zum sogenannten ‚Hauptlauf‘. Da werden die Pakete von unseren LKWs in die entsprechenden Frachtzentren in Deutschland gefahren – und von hier aus an die zuständigen Zustellbasen verteilt. Von den Zustellbasen aus starten die Zusteller – und fahren die Pakete aus. Das passiert natürlich auch bei uns.“
Dorothea Heinze: „In den Zustellbasen sind je nach Jahreszeit 30 bis 150 Zusteller beschäftigt, die morgens in ihren gelben DHL-Autos losfahren. In unserer Flotte setzen wir immer mehr auf Elektroautos, über 20.000 sind bereits im bundesweiten Einsatz. Im Rahmen unserer Go-Green-Kampagne haben wir sehr früh viel Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit gelegt. In Berlin geht es auch um konkrete Überlegungen: Mit den Elektroautos dürfen wir in die Umweltzone fahren.“
Doch Halt, einen Schritt müssen wir wieder zurück gehen – dorthin, wo neu eingetroffene Pakete auf die Schalen des Förderbands gelegt werden. Denn nicht in jedem Fall geht auf der „Achterbahn der Pakete“ alles glatt. Mitunter kann der Scanner einen Aufkleber nicht lesen, weil er zu sehr am Rand des Pakets klebt, weil das Paket auf die Seite gerutscht ist oder weil sich gleich zwei Aufkleber auf dem gleichen Paket befinden. Jenny Herklotz: „Das passiert, wenn ein Kunde ein altes Paket wiederverwendet und so zum alten Adresslabel ein neuer dazukommt. Diese Pakete müssen von unseren Mitarbeitern begutachtet und in den meisten Fällen mit einem neuen Aufkleber versehen werden. In anderen Fällen kann der Scanner tatsächlich die Adresse nicht lesen. Das passiert etwa 2.000 Mal am Tag in der Videocodierung. Dann muss ebenfalls ein neues Etikett von Hand generiert werden. Sind Pakete kaputt, werden sie bei uns neu verpackt. Da haben die Kollegen wirklich alles schon einmal erlebt. Mitunter kann es passieren, dass auf einmal Omis selbstgekochte Suppe, das Liebesspielzeug oder Grillen nachverpackt werden müssen.“
In Börnicke können bis zu 32.000 Pakete in der Stunde verteilt werden. Dorothea Heinze: „Im Starkverkehr rechnen wir mit 500.000 Paketen am Tag. In der Weihnachtszeit sind es pro Tag 50.000 bis 70.000 Pakete mehr. Da unser Schichtbetrieb bereits 24 Stunden umfasst, besetzen wir mehr Linien im Frachtzentrum. Damit uns das gelingt, suchen wir auch jetzt wieder Mitarbeiter für das Auflegen der Pakete auf das Band sowie für das Abtragen der Pakete. Es sind auch flexible Zeitmodelle mit 20 oder 30 Stunden Wochenarbeitszeit möglich. Und gern bilden wir Mitarbeiter weiter aus – etwa für die Kodierung oder für die Nachverpackung. Über 20 Nationalitäten arbeiten bei uns.“
Wir fragen uns: Was passiert eigentlich am Vormittag im DHL Paketzentrum, wenn die ausgehenden Pakete bereits unterwegs sind, die eingehenden aber noch nicht eingetroffen sind? Jenny Herklotz: „Da sortieren wir u.a für die Großkunden die Retouren der Kunden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
Der Beitrag Paket-Achterbahn: Zu Besuch im DHL Frachtzentrum Börnicke Berlin-Nord! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).