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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Winkelbunker: Eine der historischen „Betonzigarren“ steht in Falkensee!

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Ja, was ist das denn? Das fragen sich viele, die im Falkenseer Gewerbegebiet Süd unterwegs sind, und zwischen den Hallen eine hoch aufragende, graue „Betonzigarre“ entdecken. Bei dem Bauwerk von 1938 handelt es sich um einen „Winkelbunker“, der im Zweiten Weltkrieg erbaut wurde, um die Mitarbeiter der Firma BSI vor den Fliegerbomben der Alliierten zu schützen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Deutschland etwa 200 Hochbunker errichtet. Bei einem Hochbunker handelt es sich um einen überirdisch ausgerichteten Luftschutzbunker in der Form einer Zigarre oder eines Zuckerhuts. Die korrekte Bezeichnung lautet „Luftschutzturm“. Die Engländer haben die von Leo Winkler geplanten und 1934 patentierten Anlagen übrigens als „Ant hill“ bezeichnet – also als Ameisenhügel.

Die „Winkelbunker“ waren während des Krieges schnell und preiswert zu errichten. Sie waren so konstruiert, dass die Fliegerbomben der Allierten abgelenkt wurden und erst am Boden explodierten. Nach Experimenten mit im Bunker eingesperrten Ziegen, denen bei Probeexplosionen an ersten Prototypen der „Betonzigarren“ noch das Trommelfell platzte, verstärkte man die Mauerdicke auf über zwei Meter. Anschließend bekamen die Menschen in den Hochbunkern bei einem Fliegerangriff Druckwellen und Explosionsgeräusche nur noch vage mit.

Der Winkelbunker, der in Falkensee zu sehen ist, gilt als sehr gut erhalten. Kurios ist, dass es zwei Eingänge in den Bunker gibt – einen in zwei Metern und einer in vier Metern Höhe. Die Eingänge zu den beiden Ebenen im Bunker konnten damals nur über eine mobile Holztreppe erreicht werden. Exakt die selbe Art von Bunker steht in Wünsdorf (Teltow-Fleming). Der zum Museum umgebaute Bunker lässt sich gegen ein kleines Entgeld besuchen.

In Falkensee wurde der 16 Meter hohe Winkelbunker von den Beschäftigten der BSI genutzt. Die „Berlin-Seegefelder Industrie AG“ war ein Falkenseer Rüstungsbetrieb und stellte Gasflaschen her. Im Bunker fanden etwas mehr als hundert Mitarbeiter Platz.

Nach der Kapitulation Deutschlands wurden die Fabrikhallen der BSI demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Den Winkelbunker ließ man hingegen stehen: Wie hätte man ihn auch transportieren sollen?

2014 wurde die Falkenseer „Zigarre“ vom Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt und darf demnach nicht mehr verändert oder gar abgerissen werden. Zu diesem Zeitpunkt stand der Winkelbunker übrigens noch auf einem Grundstück der Stadt Falkensee. Das ist in der Zwischenzeit aber verkauft worden.

Heute steht der Winkelbunker auf dem Gelände der Falkenseer Firma „Halm & Holz Bautechnik GmbH“ (www.halmundholz.de) von Jörg Puttnins und Mandy Märtens in der Leipziger Straße 58a, die leichte Geräte ebenso wie schwere Maschinen für die Garten-, Grundstücks- und Hauspflege vermietet oder verkauft.

Jörg Puttnins: „Wir haben viel Freude an unserem besonderen historischen Denkmal in unserem Firmengarten. In seinem Schatten haben wir einen großen Holztisch aufgebaut, an dem wir an sonnigen Tagen unsere Konferenzen und Meetings im Freien abhalten.“

Den Winkelbunker kann man von der Leipziger und auch von der Chemnitzer Straße aus gut sehen. Ein näherer Besuch ist nicht möglich. Jörg Puttnins: „Auf unserem Firmengelände fahren schwere Maschinen. Aus Sicherheitsgründen darf man das hintere Gelände nicht betreten.“

Weitere Winkelbunker gibt es am Schwielowsee und im Brandenburger Ortsteil Kirchmöser. (Text/Foto: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 200 (11/2022).

Der Beitrag Winkelbunker: Eine der historischen „Betonzigarren“ steht in Falkensee! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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