Die Falkenseer Stadthalle, ordentlich bestuhlt, schien am 20. April restlos ausverkauft zu sein. Kein Wunder, denn die 1975 in der DDR gegründete Band „Karat“ hatte sich angekündigt. Das ist nach „City“ der nächste Besuch einer der ganz großen Ost-Bands in der Gartenstadt. Viele, die mit der Band großgeworden waren, wollten die Deutschrocker noch einmal live auf der Bühne sehen. Und ließen sich die Gelegenheit dazu nicht entgehen.
Bei „Karat“ ist in den letzten Jahrzehnten viel passiert. Bandmitglieder sind gegangen, neue sind gekommen. Die wohl ungewöhnlichste Personalie: Für den 2004 verstorbenen Sänger Herbert Dreilich ist dessen Sohn Claudius ans Mikrofon nachgerückt.
14 Studioalben hat „Karat“ bereits vorgelegt. Die wohl bekanntesten Lieder sind „Über sieben Brücken“, „Albatros“, „Schwanenkönig“ und natürlich „Der blaue Planet“. Karat (www.karat-band.com) steht für einen sehr lyrischen Rock. Damit haben die Musiker auch die Wendezeit sehr gut überstanden – und sind weiterhin gefragt. Sie, das sind neben Claudius Dreilich übrigens Bernd Römer, Michael Schwandt, Martin Becker und Christian Liebig.
Zurzeit sind Karat mit ihrer „KARAT akustisch“ Tournee in Deutschland unterwegs. Dabei spielt die Band ihre bekanntesten Lieder in einer auf wenige Instrumente reduzierten Version. Passend dazu: Auf der Bühne standen als Dekoration nur vier alte Stehlampen mit Lampenschirm, so wie man sie aus Großmutters Stube kennt. Punkt 20 Uhr betraten die Musiker in Falkensee die Bühne. Sie ließen ihr Publikum keine Sekunde warten, es ging sofort los.
Am Anfang gaben sich beide Seiten noch gesetzt. Die Musiker, zum größten Teil ja auch nicht mehr die jüngsten, spielten ihre Instrumente im Sitzen. Das Publikum, mit ihren Stars auf der Bühne gealtert, tat es den Musikern gleich – und blieb sitzen. Nur ein, zwei Handys wurden in die Luft gereckt, um die Musik aufzunehmen.
Doch das änderte sich schnell. Claudius Dreilich sprach sehr viel mit dem Publikum. Er erzählte, dass Karat am 5. September 2020 ihr 45-jähriges Jubiläum feiern wird – und an diesem Tag die Berliner Wuhlheide rocken möchte.
Und: „Es gab rund um Karat so viele Schicksalsschläge. Vor allem, wenn einer geht und nicht mehr wiederkehrt. Als mein Vater starb, war für mich die Ära Karat eigentlich vorbei. Es war eine schwere Entscheidung – gerade für mich -, mit Karat weiterzumachen. Aber es ist gut so.“
Gänsehautstimmung herrschte, als Claudius Dreilich für seinen Vater „Mich zwingt keiner in die Knie“ sang – erst ganz alleine, nur vom Klavier begleitet. Und dann kamen nach und nach die Kollegen auf die Bühne und stimmten ein. Richtig laut wurde es dafür beim Song „Blumen aus Eis“. Da stand das Publikum, klatschte in die Hände, schwang die Hüften. Keine Frage: Karat haben es noch drauf.
Anja Gürgen aus Falkensee hatte sich Plätze in der ersten Reihe reserviert: „Karat haben wir schon als Teenager gehört. Wir waren jetzt nicht die größten Fans. Aber Karat gehörte zu meiner Jugend dazu und die alten Lieder wie „Schwanenkönig“ oder „Über sieben Brücken“ sind noch immer der Hammer für mich. Das Konzert in der Stadthalle hat mir super gefallen, sogar etwas mehr als bei City. Da war einfach mehr Bewegung drin. Alles im allen war es ein sehr gelungener Abend.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).
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