Jelena Berwig (36) ist eine echte Leseratte. Wenn ihr Mann und die drei Söhne sie nur lassen, dann schmökert sie in einem Monat locker drei bis vier Bücher weg: „Vor allem Romane mag ich, die dürfen auch gern ein wenig schnulzig sein. Auch historische und spirituelle Bücher lese ich sehr gern. Krimis kommen mir hingegen nur sehr selten ins Haus.“
Das Lesen hat für Jelena eine ganz besondere Bedeutung: „Ich stamme ursprünglich aus Kroation. Als ich vor über achtzehn Jahren nach Deutschland gekommen bin, da konnte ich noch kein Wort der Sprache. Das viele Lesen hat mir sehr dabei geholfen, Deutsch zu lernen. Da ich den Krieg in Kroation selbst mit erlebt habe, interessiere ich mich auch sehr für Bücher über Kriege und lese viel über den Zweiten Weltkrieg.“
Das Problem ist nur: Im Haus der Berwigs stapeln sich die Bücher nicht nur in den Regalen. Sie sind überall zu finden. Für die Familie wird das mit den Romanen einfach zu viel – eine Trennung von einigen der literarischen Werken tut Not.
Jelena Berwig: „In einem kleinen bayerischen Dorf habe ich einen sogenannten ‚Bücherbaum‘ gesehen. Das war ein umgebauter hohler Baumstamm, in den die Dorfbewohner ihre Bücher zum Tauschen eingestellt haben. Das fand ich toll, so etwas wollte ich unbedingt auch haben.“
Ein Bücherbaum ist es zwar nicht geworden, dafür aber eine kleine Holzbank vor ihrem Grundstück in der Weserstraße 7 in Falkensee, wo die Familie seit 14 Jahren lebt: „Da habe ich einfach morgens die Bücher rausgelegt, die ich zuvor aussortiert habe – und abends die Romane wieder hereingeholt, die noch übrig geblieben sind.“
Während des Corona-Shutdowns hatten die Falkenseer auf einmal deutlich mehr Zeit zum Lesen – und stürmten die Bücherbank. Jelena Ber-wig: „Das war und ist eine schöne Aktion. Die Leute kommen einfach vorbei, nehmen sich für sie interessante Bücher mit und lassen dafür eigene Werke da, die sie selbst aussortiert haben. Vor allem Kinderbücher und Krimis gehen sehr gut, die bleiben selten lange vor dem Haus liegen.“
Inzwischen hat Jelenas Mann auch einen verglasten Bücherschrank gebaut, der nun ebenfalls mit an der Straße steht. Hier sind die Bücher vor Wind, Sonne und vor allem vor dem Regen gut geschützt. So ist hier im Kleinen eine Tauschbibliothek entstanden, die keinen Cent kostet und in den Familien für frischen Lesestoff sorgt.
Jelena Berwig: „Am Anfang gab es Bedenken, man könnte sich an den Büchern mit Corona anstecken. Dann war die Ärztin Claudia Wolf selbst einmal am Büchertisch zu Besuch und hat gesagt, es sei viel wichtiger, dass nicht zehn Leute gleichzeitig vor Ort ihre Bücher untereinander tauschen. So groß ist der Ansturm aber nicht. Eigentlich merke ich es nur an neuen Büchern auf der Bank, dass wieder jemand zum Tauschen vorbeigekommen ist.“
Ist die Büchertausch-Mama eigentlich selbst schon einmal schwach geworden, wenn ein neues spannendes Buch auf der Bücherbank liegt? – „Ja, auch das ist natürlich schon vorgekommen. Ich habe so manches spannende Werk mit ins Haus genommen, das ich mir ansonsten nie gekauft hätte, weil es nicht mein Thema behandelt oder weil es nicht einer meiner Lieblingsautoren geschrieben hat. Ich würde noch deutlich mehr lesen, wenn mich nicht meine Arbeit, der Haushalt und meine Jungs auf Trab halten würden.“ (Text / Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 170 (5/2020).
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