Am 26. April hat Heiko Richter (44) in den Spiegel geschaut, ein Tränchen der Rührung vergossen, um dann alles für einen festlichen Empfang am Abend vorzubereiten: Das schrääg `rüber wurde 20 Jahre alt. Heiko Richter erinnert sich: „Vor 20 Jahren wollten mein Kumpel Ralph Parpart und ich eigentlich keinen Pub aufmachen, sondern viel lieber einen coolen Plattenladen. Einer, der Vinyl-Schallplatten und CDs auch unbekannter Bands anbietet.“ (ANZEIGE)
Heiko, damals noch Elektromechaniker und angestellt, um Alarm- und Schließanlagen bei den Kunden einzubauen, fand auf der Suche nach einem geeigneten Ladengeschäft das Eckhaus zwischen Freimuth- und Bahnhofstraße: „Ganz früher war hier schon einmal eine Gastronomie drin, dann folgte zu DDR-Zeiten ein Teppich- und Gardinenhandel und nach dem Mauerfall ein Baumarkt. Die Gebühren für den Makler hätten wir uns übrigens sparen können – die Telefonnummer der Vermieterin stand gut sichtbar direkt im Schaufenster.“
Das Haus war damals schon zu groß für einen Schallplattenladen. So wurde das Areal zweigeteilt. Heiko Richter: „Wir wollten im kleinen Laden das Plattengeschäft einrichten und den großen Bereich als Biergarten-Kneipe weitervermieten. Nur war leider niemand so verrückt, um diese Idee aufzugreifen. Also haben wir es selbst gemacht.“
Der Plattenladen öffnete bereits am 1. November 1995. Eine Totgeburt. Das Zeitalter der CD-Brenner und der Napster-Download-Portale ließ sich nicht mehr aufhalten. Heiko Richter: „Zum Glück hatten wir von Anfang an auch Second Hand Klamotten mit im Angebot. Das lief schon besser. Schon bald kamen Markensachen dazu, später auch Sportbekleidung, die wir auch selbst bedruckt haben. So enststand das ‚Sports and more‘, das ich im letzten Jahr aus Zeitgründen an meinen Mitarbeiter Stefan Franke abgegeben habe.“
Auf den Namen „schrääg ‚rüber“ kam man durch Zufall: „Wir sagten immer, wir sind der Pub schräg rüber vom Rathaus. Das Doppel-ÄÄ kam, um diesem Namen etwas Besonderes zu geben. Heute ist es unser Markenzeichen – und der Garant dafür, dass man uns bei Google ganz schnell findet. Mein Bruder Tilo hatte dann die spontane Eingebung, einen Kringel um das Doppel-ÄÄ zu ziehen. So entstand unser Logo – fast schon aus Versehen.“
Bereits vor der Gründung des schräägs sorgten Ralph und Heiko übrigens für regelmäßig stattfindende Musikabende mit Live-Mucke – damals noch im zusammen mit Freunden betriebenen Jugendhaus „Hans Huckebein Club“ in der Kölner Straße. Heiko Richter: „Der laute Jugendclub lag aber leider mitten in einem ruhigen Wohngebiet, das konnte nicht lange gutgehen. Wir haben die Musiker dann später einfach ins schrääg geholt.“
Ein Pub mit Bierausschank, das war auf die Dauer aber doch zu langweilig. Heiko Richter: „Wir haben recht bald ganz spezielle Parties erfunden – wie etwa den Elternabend. Da sollten unsere Stammgäste einfach einmal ihre Eltern mitbringen, damit die auch einmal aus den eigenen vier Wänden kommen. Später gab es die Schickimicki-Party mit Hummer-Buffet, Jazz und edler Abendgarderobe. Neue Ideen kommen mir immer oft beim Kneipe-Saubermachen. In all den Jahren half und hilft übrigens die ganze Familie samt Kindern immer an jedem Sonntag dabei, das schrääg zu putzen.“
Viele verrückte Sachen sind in den letzten Jahren entstanden. Wie etwa das größte Klassentreffen der Welt, für das Heiko mit einer Telefon-CD in der Hand zwei Jahre lang allen Teilnehmern hinterhertelefonierte – und am 20. Mai 2000 4.591 Falkenseer Schulabsolventen zusammenbrachte: „Das war sehr emotional, da lagen sich viele weinend in den Armen, die sich teilweise seit 50 Jahren nicht mehr gesehen hatten.“
Das Osterfeuer unter schrääg-Herrschaft gibt es seit 2002, das Partyzelt wurde anlässlich eines Jubiläums der örtlichen Feuerwehr zum ersten Mal 2004 aufgestellt. Nun kümmert sich Heiko Richter als Veranstaltungsmanager auch um die Auslastung der neuen Falkenseer Stadthalle. Klar macht er aber: „Kleine Musikabende wird es auch im schrääg weiterhin geben.“ (Foto/Text: CS)
Info: schrääg ‘rüber, Freimuthstraße 22, 14612 Falkensee, Tel.: 03322 – 23 76 15, www.schrääg.de
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