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Channel: Seite 125 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Falkenseer Poetry Slam im ASB Café: 7,5. Rosenkrieg

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poetry2Ein wenig „nerdy“ ist das ja schon. Da treffen sich 13 Schüler aus dem Lise Meitner Gymnasium im Falkenseer ASB-Café, um selbstgeschriebene Texte vor Publikum ins Mikrofon zu sprechen. Wer aber jemals bei einem solchen Abend mit dabei gewesen ist, der weiß, wie spannend, lustig, aufregend und unterhaltsam ein solcher Poetry Slam sein kann.

Denn die sonst so wortkargen und emotionslos wirkenden Teenager öffnen auf einmal ihre Herzen und Seelen und tragen Texte vor, die sie sich Wort für Wort selbst ausgedacht haben und die ihnen wichtig sind.

Bereits kurz nach dem „Poetry Slam Reloaded“ vom 13. Februar in der Caféteria des LMG ging nun am 12. April bereits der 7.5. „Rosenkrieg“ an den Start. Mit der Zählung sind die Veranstalter um Felix Römer und Claudia Reckermann (Schulsozialarbeiterin des ASB am LMG) zwar etwas durcheinander gekommen, aber eins kann man sagen: Die wortakrobatische Veranstaltung hat bereits Tradition im Ort. Claudia Reckermann sagt aber: „Ein wenig organisatorische Hilfe können wir schon brauchen, denn eigentlich sollte sich jeder Schüler in Falkensee einbringen dürfen. Zurzeit ist unser Poetry Slam leider meist eine reine LMG-Veranstaltung.“

Immerhin hat es sich bereits beim Publikum herumgesprochen, dass die 2,50 Euro Eintritt für den Poetry Slam gut angelegt sind. Und so standen mehr Gäste vor der Tür, als es Sitzplätze im ASB-Café gab. Schnell wurden noch Stuhlreihen nachgerüstet.

Durch den Abend führte wieder der bestens aufgelegte Phil, der zunächst allen Anwesenden erklärte, wie so ein Rosenkrieg überhaupt funktioniert. Die 13 Teilnehmer, die vor dem Publikumsabend einen zweitägigen Workshop durchlaufen hatten, wurden in drei Gruppen eingeteilt. Innerhalb der Gruppe wurde nach den Vorträgen durch Applaus festgestellt, wer ins Finale darf. Vom Publikum auf die Bühne geworfene Rosen sollten Ausdruck besonderer Anerkennung sein, laut Phil „Belohnung für Texte, die das eigene Leben spontan verändern.“

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Die 13 Teilnehmer ließen sich nicht lumpen und brachten packende Geschichten zum Besten. Am Ende waren es immer die humorigen und schrägen Geschichten, die das Publikum packten. Ob Augustin sich selbst zum Schönsten und Stärksten erklärte, der als angehender Superheld alle Kampf-Moves beim großen Meister YouTube lernt, oder ob Annika den DaDa-Liebesbrief eines Ritters an sein Burgfräulein vorträgt, der spürbar unter dem Einfluss von getrockneten Fliegenpilzen entstanden ist: Solche Texte kommen bei den Zuhörern an. Das wusste auch der jüngste Teilnehmer im Bunde: Lukas wird in seiner Geschichte von einem nebulösem Monster durch die Nacht gehetzt, das sich am Ende als ein besonders fieses Ding entpuppt: die Mathematik ist es, die ihn verfolgt und knurrend das Lösen von Gleichungen einfordert.

Am Ende kamen Johanna, Sonja, Annika und Augustin ins Finale. Sonja Zielke (18), die gerade am LMG ihr Abi baut, holte sich den Sieg – und das, obwohl sie zum allerersten Mal bei einem Poetry Slam mit dabei war. Sie erhielt als Siegerin einen Po-Kahl und einen DichterTrichter.

Noch in diesem Jahr soll ein weiterer PoetrySlam stattfinden. (Fotos/Text: CS)

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Poetry Slam Text von Sonja Zielke

Groß, stark, aktiv, naiv,
muskulös, aufgepumpt,
mir zu breit, mir zu fett,
mit Waschbrettbauch & adrett.
Nein, möchtegern schick, ohne Knick,
mir zu glatt, mir zu geleckt,
abgecheckt, im Endeffekt:
sehr direkt – zu mir.

Ich bin Vegetarier,
er Gemüsevermeider
er geht pumpen,
ich schneider.
Ich tanze, er geht aufs Ganze.
Ein Übertreiber vom Feinsten
und schön immer auf die Kleinsten.
Er frisst Eiweißshakes,
ich liebe Cupcakes.

Er 10-Pack & Bodycheck,
ich muskellos und nur so groß …
mit Hut, ohne Mut.
Fühl mich klein, gar nicht gut
neben ihm. Tut trotzdem gut.

Ich hasse Spinnen, doch er
macht sie nicht weg,
er lacht über die Phobie und
behandelt mich wie Dreck.

Doch trotzdessen und der Spinne,
fühle ich mich besser
und denk auch ich spinne,
beeinflusst von seiner Stimme.

Denn er hat nen Plan,
ich hab nur Probleme.
Er weiß, wie‘s geht,
er weiß, man nehme:
3 Prisen Selbstbewusstsein,
1 Teelöffel Mut,
ein wenig Erfolg, dann läuft‘s gut.

Ja für ihn, doch nicht für mich.
Mein Kuchen fällt zusammen bei
dem kleinsten Stich.
Wie groß ist eine Prise?
- meine erste Krise -
Wie klein war sein Löffel bloß?
- meiner ist sicherlich zu groß –

Ich verzweifle an solchen Sachen
er fängt wieder an zu lachen.
Bei ihm läuft‘s einfach ohne Mühe,
sowohl die Pflicht als auch die Kür.
Ihm fliegt alles zu
und das lässt mich nicht in Ruh.

Muss ich gehässig sein und arrogant,
eitel und intolerant?
Irgendwann wird er damit
auf die Fresse fliegen,
und nicht mehr alles kriegen,
was er will,
Dann ist er still,
weiß nicht weiter.
und ich steh oben auf der Leiter.

Er würde runtergucken,
womöglich auf mich runterspucken.
Doch ich, ich klettere runter zu ihm,
biet ihm meine Hand – als Team -
an, denn ich mach mir Sorgen,
jeden Tag Sorgen im Morgen.
Nicht nur um mich, nein auch um ihn,
- ziemlich einseitiges Team.

Trotz des Behandelns wie Dreck,
schmerzhaften Bodycheck
und ausgelacht werden
wegen Spinnenherden.
Obwohl ich ihm egal bin,
seine Faust unter meinem Kinn,
umarmungsmäßig seine Hiebe,
das ist für uns Geschwisterliebe.


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