Im April und im Mai spielte das MAGMA Theater Spandau die leichtfüßige Komödie „Leichte Küsse“. Die Theater-Schauspieler (www.magma-theater.de) üben zwei Mal im Jahr ein neues Stück ein, das stets auf der Bühne im Kulturhaus Spandau zur Aufführung kommt.
Man könnte glatt vermuten, dass es sich bei dem zurzeit gespielten Stück „Peanuts – Freunde, bis die Cola aus ist“ ebenfalls um leichte Kost handelt. Weit gefehlt.
Die beiden Regisseure Clara Zehrbach und Jörg Sobeck haben sich für ein Stück des italienischen Gegenwartsdramaturgen Fausto Paravidino entschieden. Er erhebt den Begriff „Freundschaft“ zum zentralen Thema seines Stücks.
Es geht um Buddy (Matthias Ritz), der auf eine fremde Luxuswohnung aufpassen soll. Mit ihr möchte er gern ein angehimmeltes Mädchen beeindrucken. Das nutzt die Gelegenheit aber schamlos aus, um einen steten Strom Freunde und Zufallsbekanntschaften in die fremde Wohnung zu lotsen, bis die spontane Party eskaliert und die ersten Sachen zu Bruch gehen. Als plötzlich der Sohn der Wohnungsbesitzer in der Tür steht, soll Buddy sich entscheiden – für oder gegen seine Freunde.
Clara Zehrbach: „Einfache Unterhaltung kann ja jeder. Unser neues Stück ist alles andere als platt und einfach, es gibt viele innere Bezüge und Konflikte. Der Zuschauer wird gefordert, er muss über das nachdenken, was da auf der Bühne passiert.“
Jörg Sobeck: „Im Stück geht es um Freundschaft – die schnelllebige, unpersönliche, wie wir sie aus den Facebook-Zeiten kennen. Nicht umsonst haben wir den Namen des Stücks ‚Peanuts‘ um die Zeile ‚Freunde, bis die Cola aus ist‘ ergänzt. Im Stück fällt auch einmal der Satz ‚Freundschaft ist doch schnell geschlossen‘. Das ist für mich der zentrale Satz im Stück.“
Im Stück entscheidet sich Buddy gegen seine Freunde – und schickt sie nach Hause. Das hat Konsequenzen: Der Vorhang fällt und auf einmal befinden wir uns in einer düsteren Dystopie, zehn Jahre in der Zukunft. Die handelnden Figuren finden sich in einem menschenverachtend geführten Knast-KZ wieder – ihren Rollen entsprechend als Opfer oder Täter. Fortan knechten und quälen sie einander, dass sich die Zuschauer unbehaglich in ihren Sitzen klein machen.
Gerade dieser zweite Teil macht das Theaterstück „Peanuts“ zu einer schwer erträglichen Lehrstunde in moderner Theaterdramaturgie: Für Kinder ist das absolut rein gar nicht geeignet. Und Familien und Senioren, die sich einen unterhaltsamen und „netten“ Theaterabend versprechen, werden auch keinen Spaß an „Peanuts“ haben.
Hinzu kommt, dass vieles, was da auf der Bühne passiert, keinen rechten Sinn ergibt. Sämtliche Figuren im Stück zeigen sich von ihrer schlechten Seite und sind im Grunde genommen alles Zicken, Poser, Lutscher oder Egomanen. Alles Arschlöcher – wer kann da schon von Freundschaft reden? Im Stück wird Buddy aber mit den verstörenden KZ-Visionen „bestraft“, weil er seine „Freunde“ aus der fremden Wohnung weist. Was soll er denn aber sonst tun? Den legitimen Besitzer rauswerfen und der Horde ihm eigentlich unbekannter Freaks dabei helfen, das fremde Eigentum zu zerstören? Macht das Establishment kaputt, bevor es euch kaputt macht? Dieses Hooligan-Gedankengut erinnert unangenehm an den G20-Gipfel in Hamburg. (Text / Fotos: CS)
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